Am Freitag hat Thyssenkrupp mitgeteilt, dass die Stahlsparte ein Energieunternehmen zunächst als 20-Prozent-Miteigentümer bekommt: die Holding EPCG des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky. Ziel ist die Bildung eines selbstständigen Gemeinschaftsunternehmens, an dem beide Partner je 50 Prozent halten.
Die Nachricht habe eingeschlagen wie eine Bombe, hieß es in Flugblatt der IG Metall. "Das ist ein Skandal, denn Vorstandschef Miguel López und Aufsichtsratschef Siegfried Russwurm haben die Mitbestimmung einmal mehr umschifft und uns somit bewusst vor den Kopf gestoßen."
Der Steel-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Tekin Nasikkol wird mit den Worten zitiert: "Wir werden von diesen Herren kein Stück weit mehr informiert, als das Gesetz es vorsieht. Dies ist für einen traditionell mitbestimmten Konzern wie den unseren mehr als eine Provokation. Es ist eine kalkulierte Kampfansage."
Gewerkschaft kündigt Widerstand an
Der Bezirksleiter der IG Metall NRW, Knut Giesler, kündigte "massiven Widerstand" der Gewerkschaft an. In der Stahlsparte des Thyssenkrupp-Konzerns arbeiten rund 27.000 Menschen, davon 13.000 in Duisburg. Fast alle Standorte liegen in Nordrhein-Westfalen.
Gesamtbetriebsrat und IG Metall hätten daher entschieden, eine für Dienstag angesetzte Belegschaftsversammlung abzusagen und stattdessen zur Teilnahme an einer öffentlichen Protest-Kundgebung vor der Steel-Hauptverwaltung in Duisburg aufzurufen, teilte der Betriebsrat mit. Sie soll unter dem Motto "Zukunft statt Kündigung" stehen.
Zur Teilnahme aufgerufen sind auch die Beschäftigten des Stahlhersteller HKM in Duisburg, an dem die Thyssenkrupp-Stahlsparte zu 50 Prozent beteiligt ist. HKM beschäftigt rund 3.000 Menschen. Zu der zunächst geplanten Belegschaftsversammlung in einem Stadion waren rund 10.000 Beschäftigte erwartet worden.
Konzernchef López: "Ziel ist ein Zukunftskonzept"
Auf die bestehenden Betriebsvereinbarungen und Tarifverträge habe der Verkauf des 20-Prozent-Anteils an Kretinsky keinen Einfluss, sagte Konzernchef Miguel López . "Unser Ziel ist ein Zukunftskonzept, das zu wirtschaftlicher Selbstständigkeit und unternehmerischem Erfolg von Thyssenkrupp Steel führt, den Anforderungen des Klimaschutzes entspricht, betriebsbedingte Kündigungen vermeidet und eine breite Akzeptanz findet."
"Der Einstieg von EPCG vereinigt das führende Werkstoff-Knowhow von Thyssenkrupp Steel Europe mit der Energieexpertise von EPCG", so López. Als strategischer Partner werde EPCG mit dafür sorgen, dass das Joint Venture ausreichend mit Energie, Wasserstoff, grünem Strom und weiteren Energierohstoffen versorgt werde, hieß es.
Thyssenkrupp Steel hatte vor Kurzem einen deutlichen Abbau von Stahlerzeugungskapazitäten am Standort Duisburg angekündigt, der auch zu einem weiteren Stellenabbau führen wird. Einzelheiten sind noch nicht bekannt.
Über dieses Thema berichtet der WDR unter anderem am 28.4.2024 auch in WDR aktuell ab 12.45 Uhr.
Unsere Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa
- Nachrichtenagentur Thomson Reuters