Stimmung in der Dortmunder Innenstadt nach Public-Viewing-Absage
Lokalzeit aus Dortmund. 18.06.2024. 03:02 Min.. Verfügbar bis 18.06.2026. WDR. Von Frank Stach.
Heute nur "Private Viewing": Türkei gegen Georgien in Dortmund
Stand: 18.06.2024, 21:28 Uhr
Dieser EM-Tag ist ins Wasser gefallen: Eine Unwetterwarnung sorgte dafür, dass öffentliches Public Viewing nicht möglich war. Die allermeisten Fans blieben zu Hause.
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17:45 Uhr. In fünfzehn Minuten wird das zweite von sechs EM-Spielen in Dortmund angepfiffen. In der Innenstadt fühlt es sich eher an, als wäre heute ein mittelmäßiger Dienstag. Aber nicht, als würde eines der größten Sportevents hier abgehalten werden.
Zumindest mittags haben die Fans, die später ins Stadion gegangen sind für Stimmung gesorgt. Fan-Gesänge von georgischen und türkischen Anhängern. Und auch etwas verbotene Pyrotechnik, gegen die Polizisten vorgehen mussten.
Kein gutes Wetter für Fanartikel
Die Fanartikel haben sich heute nur mäßig verkauft
Said und Fatima haben das noch mitbekommen. Sie verkaufen türkische Fan-Accessoires: Flaggen, Schals, Trikots. Alles vor ihrem Laden in Rot-Weiß. Ein bisschen was hätten sie schon verkauft, sagt Said. "Aber am Samstag, bei den Albanern, das war krass", sagt er.
Geschätzt 50.000 Albaner waren am Samstag bei bestem Sonnenschein in Dortmund. Glück mit dem Wetter muss man eben haben. Das Public-Viewing in der Fan-Zone war so überfüllt, dass es zeitweise einen Einlass-Stopp gegeben hat. Und heute? Kein Eintritt für Fans.
Die türkische Flagge wird zum Regen-Unterschlupf.
Offenbar sind aber nur wenige wirklich aus der Türkei nach Dortmund angereist. Deswegen mussten keine große Menschenmassen abgefangen werden – viele Deutsch-Türken sind wohl einfach zu Hause geblieben, um das Spiel zu gucken. Auf dem Alten Markt, schon legendär für seine Fußball-Kneipen auf einem Fleck, drubbelt es sich kurz vor Anpfiff. Aber: Keine Kneipe platzt aus den Nähten.
Nur wenige gucken auswärts
Und dann: Anpfiff. Die Menge auf dem Alten Markt jubelt. Genau zwei Fernseher stehen draußen, vor einer Pizzeria und einem Restaurant. Die allermeisten hier hoffen auf einen türkischen Sieg - obwohl man bei dem Rot-Weiß beider Mannschaften genau hingucken muss, wer hier eigentlich wen unterstützt.
Die Außengastronomie ist bei dem Wetter wie leergefegt – bis auf fünf Frauen, die etwas abseits vom Geschehen sitzen. Neral ist eine von ihnen: "Das ist so schade mit dem Public Viewing." Die Dortmunderin muss nur fünf Minuten zum Friedensplatz laufen.
Gut hundert Menschen haben heute trotz des Regens auf dem Alten Markt geguckt.
Gerade deswegen hätte sie es so toll gefunden. "Aber ich kann es trotzdem spüren", sagt die Frau mit einem Halstuch, auf dem der türkische Halbmond zu sehen ist. Das Stadion ist nur 20 Gehminuten von der Dortmunder Innenstadt entfernt.
Das Heimatland spielt in der Heimatstadt
Das erste Mal die Türkei in einem internationalen Wettbewerb in Dortmund. Das mache sie super stolz, sagt die Frau mit dem Halstuch. Und wenn es nach ihr ginge, ist die EM-Euphorie auch noch lange nicht vorbei: "Wir kommen mindestens ins Halbfinale. Oder sogar noch weiter."
Ein paar Minuten später: Das 1:0 für die Türkei. Riesenjubel. "Da kommt jetzt gleich das nächste!", sagt einer der Zuschauer in einem Restuarant. Dreißig Sekunden später folgt das vermeintliche 2:0. Abseits. Beim unerwarteten 3:1 in der Nachspielzeit brechen alle Dämme.
Türkische Fans feiern in der Dortmunder Innenstadt.
Ein riesiger Autokorso sorgt für chaotische Straßen direkt nach Abpfiff. Die Fans aus dem Stadion treffen sich in der Innenstadt - bei immer stärkerem Regen. Doch das hält sie von der Riesen-Party nicht ab. Viele Polizeibeamten begleiteten die Feierlichkeiten.
Samstag gibt's dann die neue Chance für riesiges Public Viewing in Dortmund: Da spielt die Türkei wieder hier, gegen Angstgegner Portugal. Die Wettervorhersage bisher: bewölkt, aber kein Regen. Dann dürfte sich der Traum vom gemeinsamen Public Viewing in Dortmund - während die Türkei hier spielt - doch noch verwirklichen.
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