Das Gelände der ehemaligen Zeche Amalia soll zum Freizeitparadies mit Golfanlage werden. Dafür wurden hier über eine halbe Millionen Kubikmeter Erde aufgeschüttet. Jetzt gerät das Gelände in den Blick der Zentralstelle für die Verfolgung der Umweltkriminalität (ZeUK) in Dortmund. Liegt hier verseuchter Boden?
Projektleiter Heiner Rogmann ist entspannt, da eng kontrolliert wurde. Jeder einzelne Sattelschlepper musste unter einem Gerüst herfahren, wo er von oben kontrolliert wurde. "Jeder musste die passenden Papiere haben, um überhaupt hier durch zu kommen. Und wer nicht angemeldet war, der konnte hier nicht kippen", sagt Rogmann.
Für jeden der mehr als 38.000 LKW gibt es ein Dokument. Doch genau das könnte der Knackpunkt sein: Ohne dass Rogmann das weiß, könnten diese Dokumente gefälscht sein.
Software zum Betrügen
Das ist zumindest der Vorwurf, den die ZeUK mehreren Unternehmen aus dem Baustoffsektor in ganz NRW macht. Betriebe sollen dafür unter anderem eine Software programmiert haben, mit der sie zehntausendfach Dokumente gefälscht haben. Damit konnten sie dann belasteten Boden als unbedenklich deklarieren.
"Man hat sich eine Software programmieren lassen und diese zur Erstellung falscher Papiere genutzt", erklärt der zuständige Staatsanwalt Alexander Kilimann.
Immer mehr Städte betroffen
Bis Donnerstag gab es bereits an drei Tagen Razzien in über 20 Städten. Doch das Beispiel Bochum zeigt, wie weit das kriminelle Netzwerk verbreitet ist, denn dort gab es bisher keine Razzien. Im Visier der Fahnder waren bisher die Städte Aachen, Bottrop, Coesfeld, Datteln, Duisburg, Düren, Düsseldorf, Essen, Euskirchen, Gelsenkirchen, Grevenbroich, Heinsberg, Jüchen, Krefeld, Mönchengladbach, Recklinghausen, Soest, Unna, Viersen und Wesel sowie der Ennepe-Ruhr-Kreis.
Mittlerweile gibt es so viele mögliche Tatorte, dass die ZeUK noch nicht alle Grundstücksbesitzer über ihren Verdacht informieren konnte. "Es erreichen uns laufend Strafanzeige von anderen Behörden und Bürgern", so Killimann.
Viele Städte sind verunsichert und beproben deshalb eigenständig Baustellen. In Marl geht es nach WDR-Informationen um einen Weg, der zu einer Baustelle einer Grundschule führt.
Mehr Kontrollen gefordert
Landespolitiker verschiedener Parteien fordern jetzt Konsequenzen. Dass sich so einfach kriminelle Strukturen bilden konnten liege daran, dass lange nicht richtig hingeschaut wurde, sagt der umweltpolitische Sprecher der Grünen im Düsseldorfer Landtag, Volkhard Wille: "Es braucht Regelkontrollen durch staatliche, unabhängige Stellen, die eben nicht dadurch gefährdet sind, dass sie Geld daran verdienen können, wenn sie bei Schadstoffen weggucken."
Man könne einen Betrug zwar nie ganz ausschließen, aber: "Wir haben im Moment eine Situation, wo es eindeutig zu wenig Kontrolle gab und sich diese Missstände entwickeln konnten", so Wille weiter.
Umweltskandal in NRW: Immer mehr Städte betroffen. WDR Studios NRW. 17.04.2025. 00:42 Min.. Verfügbar bis 17.04.2027. WDR Online.
Unsere Quellen:
- Interview Alexander Kilimann
- Interview Heiner Rogmann
- Stadt Marl
- Stadt Datteln
- Reporter vor Ort
- Landeskriminalamt NRW