Beschädigter und beschmierter Fahrkartenautomat mit Informationskasten.

VRR-Stationsbericht 2024: Bahnhöfe schneiden schlechter ab

Stand: 12.03.2025, 17:48 Uhr

Die Qualität der Bahnstationen im VRR-Gebiet ist 2024 gesunken. Das hat vor allem mit Mängeln bei der Aufenthaltsqualität zu tun. Das zeigt der Stationsbericht 2024 des VRR, den der Verkehrsverbund jetzt vorgestellt hat.

Von Lars Faulenbach

Bauliche Mängel an Unterführungen, schmutzige Bahnsteige, herumliegender Müll, mit Graffiti beschmierte Wände: das können Gründe sein, warum die professionellen Bewerter des VRR eine Bahnstation bei der Beurteilung der Aufenthaltsqualität runterstufen. Das haben sie im Jahr 2024 bei mehr als zwei Drittel der 296 Stationen im VRR-Gebiet gemacht.

Schlechteste Bewertung seit 2020

Das ist der schlechteste Wert seit dem Jahr 2020. Auch die Gesamtbewertung der Stationen hat sich dadurch verschlechtert. 2023 wurden noch 168 Stationen mit "ausgezeichnet" oder "ordentlich" bewertet, 2024 waren es nur noch 155 und deutlich mehr Stationen erhielten eine negative Note. Bei elf Stationen wurde die Situation sogar als "nicht tolerierbar" bewertet. Dazu gehören zum Beispiel die Bahnhöfe Gelsenkirchen Zoo, Haan und Rheydt Hbf.

Neben der Aufenthaltsqualität achten die Tester des VRR auch darauf, wie gut die wartenden Fahrgäste etwa durch Anzeigetafeln über Verspätungen informiert werden und ob Menschen im Rollstuhl oder mit einem Kinderwagen problemlos auf den Bahnsteig und in den Zug kommen. Vier mal im Jahr besuchen die Tester jede einzelne Station im VRR-Gebiet, um sich ein verlässliches Bild von der Situation dort machen zu können.

Profitester und Fahrgäste sehen ähnliche Probleme

Baustelle am Aufgang zu einem Gleis.

An einigen Bahnhöfen bestimmen Baustellen und Schmierereien das Bild.

Außerdem lässt der VRR auch die Fahrgäste befragen. Auch die hier bekamen die Stationen in 2024 schlechtere Noten als früher. Viele fühlen sich am Bahnsteig schlecht informiert und bemängeln die Aufenthaltsqualität.

Der Vorstandssprecher des VRR, Oliver Wittke, sieht deswegen deutlichen Handlungsbedarf für die DB Station&Service. "Dieser negative Trend sollte für die Eisenbahninfrastrukturbetreiber ein Weckruf sein, die Qualität auch an kleineren und mittleren Stationen dauerhaft und flächendeckend zu verbessern."

"Alle Fahrgäste haben ein Anrecht auf qualitativ hochwertige Leistungen – unabhängig davon, wo sie ein- und aussteigen." Oliver Wittke
Vorstandssprecher VRR

ProBahn fordert mehr soziale Kontrolle an Stationen

Auch Lothar Ebbers vom Fahrgastverband ProBahn kritisiert die Situation an den Bahnhöfen: "Verschmutzung hat auch viel mit fehlender sozialer Kontrolle an den Bahnhöfen zu tun. Wenn ich die Stationen nicht von außen einsehen kann, etwa durch Lärmschutzwände, dann nehmen Graffiti und Verschmutzung zu. Deswegen muss man schauen, wie man Bahnhöfe beleben kann, etwa indem man Räumlichkeiten in Bahnhofsgebäuden vermietet. Nur Kamerüberwachung wird nicht ausreichen."

Die Deutsche Bahn bemüht sich die Situation an den Bahnhöfen mit Vermüllung und Graffiti in den Griff zu bekommen. Das Unternehmen hat deswegen im vergangenen Jahr alleine im VRR-Gebiet 12 Millionen Euro für die Reinigung von Bahnstationen ausgegeben und damit 50 Prozent mehr als im Jahr 2023, sagte ein Bahnsprecher dem WDR.

Bahn spricht von Momentaufnahmen und will Gespräch mit VRR suchen

Menschen warten an einem Bahnhof auf den Zug.

Die Vermüllung ist an vielen Bahnhöfen sichtbar

Er betonte auch: "Durch Vermüllung, Schmierereien und Vandalismus kam es im diesjährigen Stationsbericht an einzelnen Bahnhöfen zu Abwertungen im Vergleich zum Vorjahr. Die DB kann diese Bewertungen nicht in allen Teilen nachvollziehen. Bei einigen Fällen handelt es sich vermutlich um Momentaufnahmen, die kurz nach der Bewertung behoben worden sind. Die DB sucht daher das Gespräch mit dem VRR, um die Ergebnisse noch einmal kritisch zu besprechen."

Doch gibt der Testbericht auch kleine Lichtblicke. Die Fahrgastinformationen sehen die Profi-Tester an den meisten Stationen auf einem hervorragenden Niveau. Beim der Barrierefreiheit geht es voran, wenn auch auf einem sehr niedrigen Niveau. Die Zahl der Stationen, bei denen hoher Handlungsbedarf besteht ist von 93 auf 88 gesunken.

Zahlreiche kleinere Bahnhöfe noch nicht barrierefrei

Die Bahn und der VRR investieren immer wieder in den barrierefreien Ausbau von Bahnstationen. Dabei werden Aufzüge oder Rampen gebaut und die Bahnsteighöhen angepasst. Doch auch hier geht es Lothar Ebbers von ProBahn zu langsam: "Hier liegt noch eniges im Argen. Ich würde mir wünschen, dass es ein Fünfjahresprogramm gibt, aber das ist eher auf drei Jahrzehnte ausgelegt."

Der VRR selber kommt insgesamt zu einer besseren Bewertung. Was auch daran liegt, dass er erstmals nicht nur schaut wie gut oder schlecht die einzelnen Stationen abschneiden, sondern auch danach, wie viele Menschen dort ein oder aussteigen. Und weil die meisten großen Bahnhöfe, wie Düsseldorf, Dortmund oder Essen hervorragend bis ordentliche abschneiden, profitieren auch die meisten Fahrgäste von deren gut ausgebauter Infrastruktur. Von den großen Bahnhöfen schneidet nur der in Duisburg schlechter ab. Und der wird gerade umgebaut.

Quellen:

  • VRR-Stationsbericht 2024
  • Fahrgastverband ProBahn
  • Stellungnahme Deutsche Bahn

Über dieses Thema berichten wir am 13.03.2025 in der WDR 2 Lokalzeit aus Dortmund.