ZF-Getriebewerk in Witten: Betriebsrat und IG Metall retten 200 Jobs

Stand: 18.02.2025, 11:57 Uhr

Nach wochenlangen Verhandlungen haben sich Gewerkschaft, Betriebsrat und Unternehmensleitung auf einen Sanierungstarifvertrag bis Ende 2028 verständigt. Die Beschäftigten müssen aber noch zustimmen.

Es traf die Wittener ZF-Beschäftigten im vergangenen Sommer wie ein Schock. Der weltweit agierende Automobilzulieferer kündigte an, 11.000 Stellen zu streichen. Davon 400 in Witten - obwohl dort gar nicht für die kriselnde Autoindustrie produziert wird. In dem Traditionswerk werden große Komponenten für Industrieprodukte wie Traktoren, Landmaschinen und Kräne gebaut, außerdem die Getriebe von großen Windkraftanlagen.

Vertauschte Rollen: Belegschaft entwickelt Rettungskonzept

„Wir haben die gesamten Prozesse von links auf rechts gedreht und festgestellt, dass da viel Optimierungsmöglichkeiten sind“, sagt Betriebsratschef Frank Blasey. Betriebsrat und IG Metall entwickelten ein Gegenkonzept zum Erhalt des Standorts. Und das schlug hohe Willen. Auf höchster Konzernvorstandsebene wurde die Vereinbarung diskutiert und genehmigt. Frank Blasey ist stolz: „Wir sind so eine Art Pilotprojekt für die größeren ZF-Standorte.“

Die Vereinbarung sieht vor, dass nicht 400, sondern "nur" 200 Stellen gestrichen werden. Somit verbleiben 390 Arbeitsplätze in der Fertigung von Industriemaschinen-Getrieben und in der Reparatur und Wartung von großen Windräder-Getrieben. Nur die Neuproduktion dieser Getriebe wird an ein chinesisches Schwesterwerk abgegeben.

Abfindungen und Altersteilzeit als Angebot

IG Metall und Betriebsrat hoffen, dass viele der älteren Beschäftigten von den freiwilligen Angeboten zum Ausscheiden Gebrauch machen. Abfindungen werden gezahlt, es gibt Programme für Altersteilzeit. Wenn das nicht ausreicht, muss ein Sozialplan vereinbart werden. Dann dürfte es wohl eher die jüngeren ZF-Beschäftigten treffen.

Die verlorenen Arbeitsplätze sind nicht die einzige Kröte, die die Belegschaft schlucken muss. Sie sollen auch auf Geld verzichten - womöglich durch einen teilweisen Verzicht auf künftige Lohnsteigerungen. Aber es gibt das Versprechen, dass dieses Geld direkt in neue Anlagen und Maschinen im Werk investiert wird.

Ob der Sanierungsvertrag in Kraft tritt, entscheiden die IG-Mitglieder bei einer Abstimmung in der kommenden Woche. Die Alternative ist allerdings schlecht: Sagen sie "nein", droht langfristig die Schließung des gesamten Getriebewerks in Witten.

ZF-Getriebewerk in Witten: 200 Jobs gerettet WDR Studios NRW 18.02.2025 00:45 Min. Verfügbar bis 18.02.2027 WDR Online

Quellen:

  • ZF-Konzern
  • Betriebsrat ZF Witten
  • Reporter vor Ort