US-Schüleraustausch abgesagt

Aktuelle Stunde 25.03.2025 14:49 Min. UT Verfügbar bis 25.03.2027 WDR Von Josef Kaiser

Zum Schüleraustausch in die USA: Ist das jetzt noch ratsam?

Stand: 24.03.2025, 14:39 Uhr

Viele Schüler träumen von einem Austauschjahr in den USA - auch nach dem Amtsantritt von US-Präsident Trump. Dennoch gibt es Verunsicherung.

Von Nina Magoley

Soll es im zehnten oder elften Schuljahr für einen Schüleraustausch ins Ausland gehen, stehen die USA nach wie vor als Zielland ganz oben auf der Beliebtheitsskala.

Viele private Organisationen vermitteln solche Austauschjahre - meist gegen Gebühren zwischen 10.000 und 30.000 Euro. Daneben gibt es staatlich finanzierte Stipendienprogramme: Mit dem "Parlamentarischen Patenschaftsprogramm" (PPP) beispielsweise besteht ein Abkommen zwischen dem deutschen Bundestag und dem US-Kongress. Beide Seiten fördern einen Schüleraustausch gemeinsam, für diese Stipendien kann man sich bewerben.

Nachfrage ungebrochen - aber mehr Beratungsbedarf

"Die USA sind nach wie vor Traumziel Nummer eins", sagt Anne von Fircks, Sprecherin beim Arbeitskreis gemeinnütziger Jugendaustausch (AJA). Die Nachfrage sei ungebrochen. Allerdings hätten Eltern seit Trumps Amtsantritt einen etwas erhöhten Beratungsbedarf: Vor allem die Sicherheit der Kinder in dem derzeit aufgewühlten Land sei dabei Thema.

"Wir beobachten die Lage aufmerksam und tagesaktuell", sagt Von Fircks, aber so lange das Auswärtige Amt keine ernsthafte Reisewarnung für die USA veröffentliche, gebe es keine Einschränkungen. Einzige Ausnahme: "Trans-Kindern raten wir, sich besser ein anderes Austauschland auszusuchen." Für Trans-Kinder sei beispielsweise die medizinische Versorgung in den USA nicht sicher.

Elon Musk gestikuliert am Podium zur Inauguration Donald Trumps

Hetzt gegen trans Menschen: Elon Musk

Für Aufregung hatte kürzlich auch gesorgt, dass Präsidentenberater Elon Musk sich öffentlichkeitswirksam von seiner Tochter Vivian Jenna Wilson lossagte, die sich selber als transgeschlechtlich identifiziert. Auf seiner Plattform X hetzt Musk immer wieder gegen trans Menschen.

Bislang keine negativen Rückmeldungen

Im Januar hatte der AJA Sorge darüber geäußert, dass die Wahl Donald Trumps zum Präsidenten der USA auch für den Internationalen Jugend- und Schüleraustausch Konsequenzen haben werde. Es sei "zu befürchten, dass es unerfreuliche sein werden". Bislang gebe es von den Schülerinnen und Schülern vor Ort aber keine negativen Rückmeldungen, sagte Sprecherin Fiercks.

Auf der Homepage des Anbieters Partnership International finden sich mehrere Blogs von Schülerinnen, die derzeit ihr Austauschjahr in den USA verbringen. Sie berichten davon, wie dort Weihnachten und Silvester gefeiert wurde, von Ausflügen, die sie mit ihren Gastfamilien gemacht haben oder auch von ihrem Umgang mit Heimweh. Von Politik ist keine Rede.

"Verschiedene Perspektiven kennenlernen"

Für den Geschäftsführer des Arbeitskreises gemeinnütziger Jugendaustausch, Jan Schütte, ist das nicht erstaunlich: Die USA seien "ein Land von beeindruckender Vielfalt", sowohl gesellschaftlich als auch politisch. "Ein Präsident oder eine Regierung repräsentiert nicht pauschal die gesamte Bevölkerung."

In Seminaren würden die Austausch-Schüler und -Schülerinnen außerdem sorgfältig darauf vorbereitet, dass es in der polarisierten US-amerikanischen Gesellschaft durchaus mal zu politischen Diskussionen kommen könne.

Allerdings hätten bislang Familien von Austausch-Schülern aus Deutschland nur selten explizit gewünscht, dass die Gastfamilie eine bestimmte politische Orientierung haben solle. "Vielmehr profitieren Jugendliche gerade davon, verschiedene Perspektiven kennenzulernen."

Zum Schüleraustausch in die USA

WDR Studios NRW 24.03.2025 01:26 Min. Verfügbar bis 24.03.2027 WDR Online


Wie stabil ist die Finanzierung?

Ein anderer Grund, weswegen sich beim Schüleraustausch mit den USA durch die neue Trump-Regierung etwas ändern könnte, ist die Finanzierung. Vergangenen Samstag hatte der Bonner General-Anzeiger von mehreren Bonner Gymnasien berichtet, die ihre Austauschprogramme mit Schulen in den USA einstellen mussten: Den amerikanischen Schulen seien die Fördermittel stark gekürzt worden. Bei den Schülerinnen und Schülern, die sich schon auf ihre Abreise in die USA gefreut hatten, sei die Enttäuschung groß.

Zumindest bei den staatlich geförderten Austausch-Stipendien im "Parlamentarischen Patenschaftsprogramm" aber scheint bislang alles stabil: Auf WDR-Anfrage teilte der Deutsche Bundestag mit, dass man bis jetzt "keine Informationen des US-amerikanischen Programmträgers zu einer Änderung der Finanzierung des PPP erhalten" habe.

 

Quellen:

  • Interviews mit Geschäftsführer sowie Sprecherin des Arbeitskreis gemeinnütziger Jugendaustausch (AJA)
  • Interview mit Geschäftsführer Partnership International e.V.
  • Info Pressestelle Deutscher Bundestag
  • Bonner General-Anzeiger

Über dieses Thema berichten wir im WDR am 24.03.2025 auch im Hörfunk: "Der Tag um sechs" auf WDR2 und WDR5.