Der Austausch zwischen Schülern und Lehrern verläuft beim Homeschooling in der Corona-Krise nicht immer zufriedenstellend. Zwar bekommen die Schüler Aufgaben und Übungen, die sie zuhause erledigen sollen. Auf eine Korrektur oder ein sonstiges Feedback von den Lehrern warten sie oft vergebens.
Das zeigt ein Mail-Wechsel, der dem WDR vorliegt: "Ich habe gehört, dass man die Aufgaben, die man gemacht hat, an die Lehrerin schicken soll", schreibt ein Schüler. Seine Lehrerin antwortet: "Das machen wir bei uns in der Stufe 4 nicht."
Das ist offenbar kein Einzelfall, wie eine Umfrage des Elternvereins NRW zum Homeschooling ergeben hat. "Wir haben am 25. April eine landesweite Befragung gestartet und in nur zwölf Tagen haben sich 1.058 Eltern daran beteiligt", sagte die Vereinsvorsitzende Andrea Heck am Dienstag (12.05.2020) dem WDR.
Konzept für Kommunikation gefordert
Die Ergebnisse: Mehr als die Hälfte der Schüler (58,5 Prozent) bekam keine regelmäßige Korrektur oder ein Feedback auf ihre Aufgaben. Knapp ein Drittel der Eltern hatte bisher gar keinen Kontakt zu Lehrern.
Allerdings ist die Umfrage nicht repräsentativ: "Jeder konnte mitmachen", so Heck. Dennoch sieht sie darin eine Botschaft: "Wir haben noch sieben Wochen bis zu den Sommerferien vor uns. Dafür brauchen wir endlich ein einheitliches Konzept für die Kommunikation zwischen Eltern, Lehrern und Schülern."
Schulministerium: Keine Bewertung, keine Kontrolle
Das Schulministerium NRW teilte dem WDR auf Anfrage mit, dass digitale Lernangebote grundsätzlich nicht dazu geeignet sind, "den Schulunterricht eins zu eins in die eigenen vier Wände zu verlegen". Die im Rahmen des Homeschoolings bearbeiteten Aufgaben sollten daher in der Regel "keiner Leistungskontrolle oder -bewertung unterliegen". Dennoch seien die Lehrer aufgerufen, Nachfragen der Schüler zu ermöglichen und Rückmeldungen zu den Aufgaben zu geben. Wie sie das genau organisieren, sei ihnen aber zunächst selbst überlassen.
Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) kündigte außerdem am Dienstag an, dass sich interessierte Lehrkräfte über Möglichkeiten des Homeschoolings fortbilden können. Dazu biete das Ministerium aktuell Fernseminare an und habe zusätzlich neue Informationsmaterialien zum Thema "Lernen auf Distanz" veröffentlicht.
Mehrheit mit Kommunikation zufrieden
Doch offenbar läuft auch eine ganze Menge gut. "Eine leichte Mehrheit der Eltern bestätigt, dass die Kommunkation mit der Schule stimmt", so die Umfrage des Elternvereins NRW. Die Kommunikation hänge stark vom Engagement der einzelnen Lehrer ab.
Das zeigt das Beispiel einer Lehrerin aus NRW, die an einer Förderschule geistige Entwicklung unterrichtet. Ihre Schüler haben also alle eine geistige Behinderung. "Ich unterrichte bei den Schülern, bei denen es von ihren Fähigkeiten her möglich ist, per Videochat über Whatsapp", so die Lehrerin im Gespräch mit dem WDR.
"Tolle Fortschritte"
Dafür fehle zwar aus Datenschutzgründen eine Erlaubnis. "Aber das ist der Kanal, über den ich die Eltern am besten erreichen kann." Auf diesem Weg mache sie eine Leseförderung mit den Kindern oder erarbeite kleine neue Inhalte wie Uhrzeiten lesen oder auch Zählen.
"Ich stelle den Eltern individuell für ihre Kinder Arbeitsmaterial zur Verfügung", so die Lehrerin. Der positive Effekt: Manche Schüler, die mit ihren Eltern übten, machten große Fortschritte - was auch für die Eltern toll sei.