Spahn: Biontech-Impfstoff für Schüler zurücklegen

Stand: 23.05.2021, 17:49 Uhr

Bundesgesundheitsminister Spahn hat die Länder dazu aufgerufen, den Corona-Impfstoff von Biontech für Jugendliche zurückzulegen, damit die Schulen wieder öffnen können. Ein realistischer Plan?

Bis zum kommenden Schuljahr soll allen Kindern und Jugendlichen ab zwölf Jahren ein Impfangebot gemacht werden. Dieses Ziel hat am Sonntag Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ausgegeben. "Weil für sie wegen der Zulassung nur ein bestimmter Impfstoff infrage kommt, müssen dafür genügend Biontech-Dosen reserviert werden", sagte Spahn der "Bild am Sonntag". Ein Weg zu regulärem Unterricht nach den Sommerferien sei das Impfen der Jugendlichen.

In Nordrhein-Westfalen beginnt das neue Schuljahr Mitte August, die Impfungen müssten demnach also spätestens im Juli starten. Es gebe bereits jetzt viele pädagogischen Folgen durch die Pandemie, sagte Spiegel-Bildungsjournalist Armin Himmelrath am Sonntag dem WDR. Es gebe wahrscheinlich viele Lernlücken, soziale Kompetenzen wurden von vielen verlernt, und Schulen müssten alles organisatorisch auffangen.

Impfstoff-Zulassung für Kinder noch in diesem Monat erwartet

Noch gibt es in der EU gar keinen Impfstoff, der für Menschen unter 16 Jahren zugelassen ist. Die Firmen Biontech und Pfizer hatten Ende April den Antrag dafür gestellt. Die europäische Arzneimittelbehörde EMA will nun nach eigenen Angaben noch im Mai über die Zulassung für Kinder ab zwölf Jahren entscheiden. Die US-Arzneimittelbehörde FDA hatte das Präparat von Biontech auch für Kinder und Jugendliche im Alter von 12 bis 15 Jahren zugelassen.

Biontech ist beliebt und inzwischen auch rar

Das Problem: Selbst ältere Menschen, für die eigentlich der Impfstoff von Astrazeneca vorgesehen ist, lassen sich oft lieber mit dem Vakzin von Biontech impfen. Auch wenn vom Biontech-Impfstoff mit Abstand am meisten geliefert wurde, ist er in NRW im zweiten Quartal bis Ende Juni offenbar nur noch für Zweitimpfungen vorgesehen.

Wöchentlich etwa 358.000 Biontech-Dosen für NRW

Im ersten Halbjahr bis Ende Juni sollen laut Prognose des Bundesgesundheitsministeriums bundesweit 62,6 Millionen Biontech-Dosen verimpft worden sein. Im zweiten Halbjahr 2021 werden noch etwa 56,4 Millionen Dosen von Biontech/Pfizer erwartet. Wegen der hohen Bevölkerungszahl erhält NRW einen großen Anteil der Lieferungen. Bis Ende Juni werden wöchentlich im Durchschnitt etwa 358.000 Dosen geliefert.

Theoretisch könnten alle Schüler ab 12 geimpft werden

Insgesamt gibt es in NRW im laufenden Schuljahr etwa 2,49 Millionen Schüler. Davon besuchen etwa 1,68 Millionen die Klassen 6 und höher, sind also theoretisch zwölf Jahre oder älter - und damit laut dem Plan von Spahn berechtigt für eine bevorzugte Impfung mit Biontech. Selbst wenn im Juni Biontech-Dosen nur noch für Zweitimpfungen vorgesehen sind, wäre es möglich, den Schülern ab zwölf Jahren in NRW ab Juli innerhalb von 4 bis 5 Wochen - und damit vor dem neuen Schuljahr - eine Erstimpfung anzubieten.

Allerdings nur, wenn tatsächlich jede Impfdosis von Biontech in der Zeit für sie zurückgelegt würde. Und auch dann gäbe es ein weiteres organisatorisches Problem, auf das Bildungsjournalist Himmelrath hinweist. Möglicherweise habe man dann in der 6. Klasse Schüler, die geimpft und andere, die nicht geimpft sind, weil da die Altersgrenze verläuft. "Ich glaube, wenn man die Hoffnung komplett darauf setzt, einfach mit einer Impfung ab 12 Jahren alles in den Griff zu bekommen, wäre das total überfrachtet", warnt Himmelrath.

70 Millionen Dosen von Moderna erwartet

Nun ist Biontech nicht der einzige wirksame Impfstoff gegen Corona - und auch nicht der einzige mit mRNA-Technik. Der von Moderna bietet einen fast identischen Schutz.

Noch wird von Moderna weniger geliefert als von Biontech, bis Ende Juni noch etwa 100.000 Dosen im Wochendurchschnitt für NRW. Insgesamt aber werden für zweite Halbjahr mit bundesweit etwa 70 Millionen Impfdosen sogar mehr als von Biontech erwartet.

Moderna will schon bald Zulassung für Kinder beantragen

Zudem könnte auch Moderna bereits im Juli eine Zulassung für Kinder ab zwölf Jahren erhalten. Ein Antrag bei der EU-Arzneimittelbehörde sei Anfang Juni geplant. Das sagte der aus Frankreich stammende Moderna-Vorstandschef Stéphane Bancel der französischen Sonntagszeitung "Le Journal du Dimanche".

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