Zum Impfen kursieren derzeit viele Falschinformationen, zum Beispiel bei Telegram. Katharina Nocun, Expertin für Verschwörungsmythen gibt Tipps, wie wir reagieren können, wenn Menschen aus unserem Umfeld die Falschmeldungen aufgreifen.
Frau Nocun, wie geeignet ist die aktuelle Diskussion über die Corona-Impfungen, um daraus vermeintliche Verschwörungen zu erzählen?
Verschwörungen zu Impfungen sind nicht neu. Schon die Nazis haben diese genutzt, um sie gegen Juden einzusetzen. In Deutschland gab es schon vor Corona eine Gruppe von Menschen, die Impfungen skeptisch sahen oder ablehnten und von Verschwörungen erzählten. Gerade im Milieu von Impfgegnern werden veraltete Studien weiter gereicht, auch wenn diese nachweislich auf Grundlage von wissenschaftlichen Fehlern entstanden sind.
Wenn im persönlichen Umfeld dann so etwas erzählt wird – wie soll ich reagieren? Wie bereite ich mich innerlich am besten vor?
Das Wichtigste: nicht reagieren ist die schlechteste Alternative. Wenn man nicht frühzeitig eingreift, kann es passieren, dass man später auch mit Fakten nicht mehr argumentieren kann.
Von daher ist es wichtig, Zivilcourage zu zeigen – gerade, wenn andere Menschen noch im Raum sind. Im Kollegenkreis beispielsweise ist es wichtig, auch passiven Zuhörern deutlich zu machen: was du sagst, überzeugt mich nicht.
Was ist angemessen, wenn ich auf eine Person direkt zugehen möchte?
Das hängt davon ab, wie gut ich die Person kenne. Je besser man sich kennt, umso eher ist die andere Person in der Regel für Argumente empfänglich. Am besten ist ein Vier-Augen-Gespräch. Denn niemand gibt gerne vor einer größeren Runde zu, dass er sich irrt.
In einem ersten Schritt würde ich erst einmal abklopfen, an was die Person denn glaubt und worauf sie sich beruft. Später kann man in einem zweiten Gespräch auf eigene Quellen eingehen.
Grundsätzlich ist es wichtig, ruhig und freundlich zu bleiben. Also nicht sagen: du bist dumm. Besser wäre es zu zeigen, dass einem die andere Person wichtig ist. Auf dieser Basis lassen sich bessere Gespräche führen.
Haben Sie noch einen Tipp wie so ein Gespräch am besten ablaufen kann?
Im Gespräch wird oft auf die falschen Informationen immer wieder Bezug genommen. Durch die Wiederholungen bleiben dann vor allem die ‚Fake News‘ im Kopf hängen, haben Studien gezeigt. Besser ist es, die richtigen Informationen zu wiederholen. Beim Thema Impfungen finde ich es sinnvoller, nicht auf die Risiken einzugehen, sondern die Alternativen aufzuzeigen: wer sich nicht impft, kann sich mit Corona infizieren und lange Zeit an den Folgen leiden.
Das Interview führte David Rühl.