Jetzt kommt Tempo in die Pandemie-Bekämpfung: Ab Januar sollen in Deutschland die Corona-Impfungen beginnen, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Dienstag im "WDR".
Als Erste können sich Risikogruppen und Beschäftigten des Gesundheits- und Pflegewesens impfen lassen. Ab Frühjahr beziehungsweise Frühsommer solle dann auch in den Arztpraxen geimpft werden.
"Wenn wir Impfstoff genug haben, können wir in NRW bis zu 100.000 Menschen am Tag impfen", sagte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Montag in der ARD-Sendung "Hart aber fair".
Die Impfstoffe wurden extrem schnell entwickelt, sind sie auch sicher?
Ja, sagte der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts, Thomas Mertens, am Montag in den ARD-"Tagesthemen". Er sei von der von der Sicherheit der vielversprechendsten Corona-Impfstoffkandidaten überzeugt.
Eine von Impfgegnern gefürchtete Veränderung des menschlichen Genoms finde nicht statt. Dennoch sei es wichtig, bei den Geimpftten für "eine hervorragende Dokumentation" zu sorgen und sie für längere Zeit mediznisch zu beobachten.
Auch die Bundesregierung sagt, die Impfstoffe seien auch bei beschleunigten Verfahren sicher. Denn in den Testverfahren würden keine Überprüfungen ausgelassen. Sie würden lediglich teilweise parallel durchgeführt.
Was ist mit Nebenwirkungen?
Bei den bisherigen Impfstoff-Kandidaten deutet nichts auf größere Gefahren hin. Die angegebenen Nebenwirkungen seien im Vergleich zu anderen Impfungen nichts Ungewöhnliches, sagt Sandra Ciesek.
Die Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt schränkt jedoch ein: "Erst wenn Sie den Impfstoff oder Medikamente in der Fläche anwenden, können auch noch seltene Nebenwirkungen auftreten, die sie in Studien nicht entdeckt haben, weil die Teilnehmerzahl begrenzt ist."
"Jede Impfung hat auch ein Risiko - wie alles im Leben", sagte der WDR-Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar am Montag in der ARD-Sendung "Hart aber fair". Das müsse jetzt klar kommuniziert werden.
Auch bereits etablierte Impfstoffe können moderate Nebenwirkungen haben. Dazu gehören Schmerzen an der Impfstelle, vorübergehende Kopfschmerzen, Müdigkeit oder leichtes Fieber. Ist man darüber jedoch im Detail informiert, können Ärzte gut entscheiden, für wen welcher Impfstoff unbedenklich oder riskant ist.
Bin ich nicht mehr ansteckend, wenn ich geimpft bin?
Ob die Impfung nicht nur vor einer Erkrankung, sondern auch vor einer Infektion schützt, ist bisher noch unklar - sagte STIKO-Chef Mertens am Dienstag in den ARD-"Tagesthemen". Damit sei auch noch nicht sicher, ob geimpfte Menschen das Virus weitergeben können.
Schutzmaßnahmen wie das Masketragen seien daher auch weiter vorübergehend nötig, so Mertens. Auch wie lange eine Corona-Impfung hält ist unklar, da noch keine Langzeitstudien vorliegen, die entsprechende Antworten liefern.
Trotzdem spricht viel für eine Impfung und den dadurch erreichbaren Eigenschutz: Die bisherigen Impfstoff-Kandidaten haben eine hohe Wirksamkeit.
Die der Vakzine von Biontech/Pfizer und von Moderna liegen für Doppelimpfungen nach vorläufigen Daten bei rund 95 Prozent. Der vom Pharmakonzern AstraZeneca entwickelte Impfstoff lag - je nach Verabreichung und Dosierung - bei einer durchschnittlichen Wirksamkeit von 70 Prozent.
Wie unterscheiden sich die Impfstoffe?
Es gibt derzeit drei fortgeschrittene Impfstoff-Kandidaten. Sie stammen von den Firmen Biontech/Pfizer, Moderna und AstraZeneca. Deren Produkte gehören zu zwei unterschiedlichen Impfstoff-Typen.
Biontech/Pfizer und Moderna setzen jeweils auf den neuartigen sogenannten mRNA-Impfstoff. Er enthält im Grunde Viruserbgut, das die Informationen für die Bestandteile des tatsächlichen Virus trägt. Allein sind sie aber harmlos.
Ein häufiges Missverständnis ist, diese mRNA würde in das menschliche Erbgut eingebaut oder könne menschliches Erbgut verändern. Das ist jedoch nicht der Fall.
AstraZeneca wiederum arbeitet an einem sogenannten Vektor-Impfstoff. Dabei wird über Vektoren, eine Art Erreger-Transporter, die nötigen Informationen zum Aufbau von Antikörpern eingeschleust. Vektorimpfstoffe sind bereits gegen das Ebola- oder Dengue-Virus im Einsatz.