Sinkende Corona-Inzidenz: Mit Zuversicht und Disziplin in den Sommer
Stand: 10.05.2021, 20:18 Uhr
Die Zahl der Corona-Neuinfektionen sinkt und im Sommer könnten Biergartenbesuche, Grillen und sogar Urlaub möglich sein. Vorausgesetzt: Das Impfen geht zügig voran und die Menschen halten sich weiterhin an die Corona-Regeln.
Von Jörn Kießler
Die Zeichen für einen entspannten Sommer trotz Corona stehen gut. Seit etwa zwei Wochen sinkt die Zahl der täglich gemeldeten Neuinfektionen in NRW stetig. Gleichzeitig geht es mit dem Impfen voran. Allein im Mai sollen in den Impfzentren NRWs laut Landesregierung 750.000 Menschen ihre Erst- und 1,25 Millionen ihre Zweitimpfung bekommen.
"Ja, der Sommer kann ganz gut werden", sagte auch der Virologe Christian Drosten am Sonntagabend im ZDF heute-journal. Allerdings warnt er davor, jetzt schon in Euphorie zu verfallen. "Wir wissen nicht ganz genau, ob das, was wir jetzt sehen - in dieser Entspannung - auch schon ein bisschen von der Impfung mitbestimmt wird", sagte Drosten. Der Virologe wertet die sinkenden Inzidenzen vor allem als Verdienst der Bevölkerung, die sich an die Corona-Regeln halte.
Impfkampagne hat nur geringen Anteil an sinkenden Zahlen
Ähnlich ordnete auch der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI) die Lage ein. "Wir alle haben zusammen, nur durch kontaktreduzierende Maßnahmen und Hygieneregeln, den R-Wert von B.1.1.7, der ja bei 4 liegt, auf 1,2 runter gedrückt", sagte Lothar Wieler auf der Bundespressekonferenz am Freitag. Allein das sei schon eine großartige Leistung.
Dass der R-Wert seit Mitte April sogar unter 1 gesunken ist und es immer weniger Neuinfektionen gibt, schreibt Wieler zum Teil auch der Impfquote zu, die mittlerweile bei über 30 Prozent liegt. Die Pandemie ganz unter Kontrolle habe man aber erst ab einer Impfquote von 80 Prozent, so Wieler.
Drosten hält Treffen in Biergärten für möglich
Obwohl wir davon aktuell noch weit entfernt sind, ist sich Drosten sicher, dass ab Juli oder August Treffen zum Beispiel zum Grillen mit mehreren anderen Haushalten und Besuche im Biergarten wieder möglich sein werden.
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) ist sogar noch optimistischer. "Wir werden in Tagen und Wochen in vielen Landkreisen Öffnungen sehen, auch in der Außengastronomie", sagte er am Sonntagabend im "Bericht aus Berlin". Und auch Urlaub hält Altmaier im Sommer für möglich. Allerdings nur, wenn die Öffnungen "Schritt für Schritt gemeinsam mit Bund und Ländern" gemacht würden.
Urlaub im Ausland könnte vor allem für Geimpfte und Genesene leichter werden. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) kündigte am Montag an, die Bundesregierung wolle noch diese Woche eine neue Einreiseverordnung auf den Weg bringen. Damit würden Geimpfte und Genesene sowie Personen mit einem tagesaktuell negativen Test nicht mehr unter die Quarantäneregelung fallen. Dies gelte allerdings nicht für Personen, die aus Mutationsgebieten einreisten.
Weiter vorsichtig bleiben
In einem Punkt sind sich Drosten, Wieler und Altmaier einig: Lockerungen sind in den nächsten Wochen nur möglich, wenn sich die Menschen jetzt weiter diszipliniert an Kontaktbeschränkungen und Maskenpflicht halten. "Wenn wir jetzt schlagartig alle Maßnahmen aufheben würde, läge der R-Wert trotz der Impfquote wieder bei 3,2", erklärte Wieler. "100 Infizierte würden dann wieder 320 andere Menschen anstecken."
Hält die Bevölkerung aber weiter so gut durch, wie gerade, könnte der Sommer laut Altmaier fast wieder normal werden. "Wenn alle jetzt etwas vorsichtig sind, können wir in wenigen Wochen erleben, dass Hotels, Pensionen öffnen und die Menschen in Deutschland Urlaub machen können."
Grundsätzliche Skepsis
Skeptisch äußerte sich am Montag in der Aktuellen Stunde auch Gerd Landsberg vom Deutschen Städte- und Gemeindebund zum Thema Lockerungen, allerding primär aus ökonomischen Gründen: "Die Gefahr ist, dass die Menschen sich an gar nichts halten. Ich verstehe das alles nicht. Die Gefahr ist, dass die Wirtschaft noch mehr leidet als ohnehin, weil die Leute nicht kommen und ganz unsicher sind, was gilt."