Die Corona-Inzidenz sinkt, wenn auch weiter auf hohem Niveau – gleichzeitig haben Bund und Länder strengere Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie angekündigt. Wie passt das zusammen? Ein Blick hinter die Zahlen zeigt, dass die Lage weit kritischer ist, als die reinen Zahlen zeigen.
Gesundheitsämter sind überlastet
Die Gesundheitsämter kommen mit dem Bearbeiten und Melden von Corona-Fällen nicht mehr hinterher, heißt es vom Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD). Die Folge sei, dass Corona-Zahlen nicht zeitnah an das Robert Koch-Institut (RKI) weitergegeben werden. Die Ämter bräuchten mehr Personal angesichts der hohen Infektionszahlen, sagte BVÖGD-Vorsitzende Ute Teichert.
Auch die Testlabore arbeiten am Limit - Blick auf Positivrate nötig
Ähnliches gilt für die Labore, die die Corona-Tests für die Gesundheitsämter auswerten. Die Labore arbeiten in manchen Regionen "schlichtweg an den Grenzen des Leistbaren", so der Verband Akkreditierter Labore in der Medizin (ALM). Dazu gehörten Sachsen, Bayern, Baden-Württemberg und Thüringen. Wenn dann noch Personal oder Geräte ausfielen, würden sich die Befunde um mehrere Tage verzögern, so der ALM.
Thorsten Lehr, Professor für Klinische Pharmazie an der Universität des Saarlandes, betonte auf tagesschau24, dass es aktuell eine "Laborauslastung jenseits der 80 Prozent" gebe. Deshalb müsse man darauf schauen, wie viele Tests positiv sind. Die Rate sei "momentan beängstigend hoch bei circa 20 Prozent. Das heißt, jeder vierte bis fünfte PCR-Test ist positiv." Im Sommer habe die Rate noch bei unter einem Prozent gelegen.
Gegen den Bundestrend: Köln mit steigender Inzidenz
In Köln ist der Inzidenzwert ganz anders als im Bund in den vergangenen Tagen dagegen sogar gestiegen: Um rund 100 Punkte auf 433 am Donnerstag. Das ist der höchste Wert in ganz Nordrhein-Westfalen. Die Stadt erklärt das mit zwischenzeitlichen Übermittlungsproblemen zwischen dem städtischen Gesundheitsamt und der Landeszentrale für Gesundheit. Die Softwareprobleme seien aber inzwischen behoben. Entsprechende Nachmeldungen sorgten für sprunghaft steigende Inzidenzen.