Mit Popcorn gegen das Corona-Kinosterben?

Stand: 05.12.2020, 06:30 Uhr

Gähnende Leere in deutschen Kinos: Der erneute Lockdown trifft die Branche hart. Viele Betreiber müssen zusehen, wie sie die Pandemie überstehen. Popcorn spielt dabei eine große Rolle.

Wüste Verfolgungsjagden im dichten Verkehr, Schießereien und tickende Bomben, die orangerot und mit viel Getöse explodieren: Der neue James Bond hat alles, was das Publikum begehrt – vermutlich. Gesehen hat ihn offiziell noch niemand, weil der Film immer noch nicht in die Kinos gekommen ist. James Bond ist ein Opfer von Corona geworden, und mit ihm Hunderte von Kinos in ganz Deutschland. Denn sie stecken mitten im zweiten Lockdown: keine Öffnung, keine Besucher – und keine Einnahmen.

Weihnachtssaison ohne Blockbuster

Felix Bresser ist Theaterleiter des Bonner Woki. Seit 1957 werden hier Filme gezeigt, Anspruchsvolles und massentaugliche Blockbuster. "Natürlich hätten wir James Bond gebracht", sagt Bresser. "Darauf haben wir sehr gesetzt, das wäre gerade in der Weihnachtszeit super gelaufen." Das ist die Saison, in der die Branche normalerweise den meisten Umsatz macht.

Die Besucher blieben auch im Sommer weg

Aber in diesem Jahr läuft gar nichts: Die Kinos dürfen wegen Corona nicht öffnen, ausgenommen sind nur Autokinos. "Uns ist ein halbes Jahr ohne Besucher und Einnahmen flötengegangen", sagt Bresser: erst der Lockdown im Frühjahr, jetzt die zweite Runde, dazwischen ein eher mauer Sommer, bei dem die Besucher einfach wegblieben, allen Hygienekonzepten zum Trotz.

"Es gibt so eine diffuse Angst bei den Leuten", glaubt der 39-Jährige. "Sie scheinen sich in geschlossenen Räumen nicht mehr wohl zu fühlen."

Popcorn für das "Kino-Feeling to go"

Die Folge: ein Minus von 80 Prozent bei Publikum und Einnahmen. "Wir mussten alles auf ein Minimum runterfahren", sagt Bresser. Das Personal wurde um die Hälfte reduziert, aber die 75.000 Euro an monatlichen Fixkosten müssen weiter bezahlt werden. Deswegen macht das Woki jeden Tag für ein paar Stunden auf, um Popcorn oder Fanartikel zu verkaufen – Kino-Feeling to go.

Die Branche ist im Umbruch

Und es gibt Gutscheine für die "Zeit danach". Bresser ist sicher, dass es weitergeht, aber anders: "In der Branche tut sich wahnsinnig viel." Filme werden wohl auch nach der Pandemie im Streamingdienst statt auf der Leinwand gezeigt, viele Produktionen liegen noch auf Eis.

Zurück zum Normalbetrieb – das wird dauern: "Die Krise wird uns noch anderthalb Jahre begleiten", schätzt Bresser.

Nur halb so viele Besucher

Immerhin gibt es jetzt finanzielle Unterstützung vom Land. Angesichts drastischer Rückgänge um 50 Prozent bei Besucherzahlen und Umsatz will NRW 15 Millionen Euro bereitstellen, auszahlbar ab Januar.

Woki-Theaterleiter Bresser hat schon einen Antrag losgeschickt. Wieviel er bekommt, weiß er nicht, "aber es ist auf jeden Fall eine große Hilfe". Jetzt hofft er auf ein Ende des Lockdowns: "Das Kino ist ein Ort, der ganz für die Menschen da ist. Wenn so ein Ort leer ist, macht das schon traurig."