Zumindest eine Zahl stimme ihn optimistisch, verriet NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Mittwoch bei der Vorstellung der aktuellen Corona-Zahlen: Der Reproduktionsfaktor liegt mit 0,94 nun wieder unter 1. Das heißt, eine infizierte Person steckt im Schnitt weniger als eine andere Person an.
Ansonsten konnte Laumann nur weitaus höhere und steigende Zahlen vermelden: Insgesamt 51.400 Menschen in NRW sind derzeit bestätigt mit dem Coronavirus infiziert. Davon mussten am Mittwoch 3.088 Patienten stationär behandelt werden, 132 mehr als noch am Vortag. Auch die Zahl der Intensivpatienten stieg um 30 auf 685 an. 428 von ihnen mussten beatmet werden. Laut Laumann sind derzeit sieben Prozent der Intensivbetten in NRW mit Covid-19-Patienten belegt.
Das Intensivregister der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e.V. (DIVI) meldete allerdings bereits für den Mittwochnachmittag noch höhere Zahlen:
Schnelltests für Alten- und Pflegeheime
Im Mittelpunkt stand bei Laumanns Pressekonferenz am Mittwoch aber eine ganz andere Zahl: 20. Denn ab nächster Woche stehen den Altenheimen und Krankenhäusern 20 Corona-Schnelltests pro Patient und Monat zur Verfügung. Eine Einrichtung mit 100 Bewohnern kann also 2.000 Schnelltests im Monat durchführen. "Die kann man verbrauchen, wie man es in der Einrichtung für richtig hält", betonte Laumann - also für Patienten, Besucher oder Mitarbeiter. "Es gibt nur eine Auflage: Die positiv getesteten Personen müssen dem Gesundheitsamt gemeldet werden."
Apotheken sollen ab dem 9. November bevorzugt die Altenheime und Krankenhäuser in NRW mit den derzeit verfügbaren Schnelltests beliefern, so Laumann. Es seien aber genug Kapazitäten auf dem freien Markt vorhanden. Die neuen Schnelltests wären besonders effektiv, wenn eine Person bereits Symptome zeige. So könne die normale Grippe gut von Covid-19 unterschieden werden, führte Laumann aus.
Noch keine Prämie für freie Krankenhausbetten
Trotz steigender Zahlen auch der Intensivpatienten sieht das Land derzeit keine Notwendigkeit darin, wie im Frühjahr eine Prämie für freigehaltene Krankenhausbetten einzuführen. "Das steht zurzeit nicht an", betonte Laumann. Im Frühjahr hätte er gesehen, wie schnell Operationen verschoben und Betten freigeräumt werden können. Man werde die Zahl aber genau beobachten.
Genau beobachtet hatte sein Ministerium auch den Solinger Sonderweg in der Frage des Distanzunterrichts - und am Dienstag verboten. "Es kann nicht sein, dass in jeder Stadtverwaltung jetzt das Schulsystem gemacht wird", rechtfertigte Laumann die Entscheidung. Die Experten aus dem Schulministerium hätten klar aufgezeigt, dass der Schritt, das Solinger Modell nicht zu erlauben, gerechtfertigt sei.