Viele Viren mögen keine Wärme - bei Corona ist das offenbar anders. Temperaturen scheinen sich auf die Verbreitung des Virus' nicht auszuwirken. Trockene Luft dagegen schon.
Schadet Hitze dem Virus?
Es sieht so aus, als wenn Hitze keinen Einfluss auf die Verbreitung des Virus' hat. Das kann man auch beobachten - etwa in Texas, Florida oder Israel. "Man sieht ja, dass es da, wo sich das Virus jetzt gerade verbreitet, auch warm ist", sagt Ruth Schulz aus der WDR-Wissenschaftsredaktion. Erste Annahmen haben sich demnach nicht bestätigt.
Im Frühjahr und Winter hatten einige Wissenschaftler noch vermutet: Wenn es wärmer wird, wird sich SARS-CoV-2 langsamer bis gar nicht mehr verbreiten. Diese Annahme war von den Eigenschaften anderer Viren abgeleitet. Denn die meisten Viren mögen keine Hitze.
Trotzdem bedeutet das keine Entwarnung für den Herbst, wenn es wieder kälter wird. Denn dann halten wir uns wieder mehr in geschlossenen Räumen auf. Dort spielen dann andere Faktoren eine Rolle.
Welche Rolle spielt die Luftfeuchtigkeit?
Dazu wird noch geforscht. Derweil gibt es aber die Annahme, dass trockene Luft die Ausbreitung vermutlich fördert. Dafür spricht: In den Schlachthöfen, wo es zuletzt Hunderte infizierte Mitarbeiter gab, ist die Luft trocken.
"Auch in Heinsberg in der Festhalle war die Luft trocken", sagt Ruth Schulz. "Vermutlich haben sich auch deshalb so viele Menschen angesteckt."
Wenn sich diese Annahme bestätigt, heißt das für Herbst und Winter nichts Gutes. Denn dann machen wir die Heizung an, die Luft wird trockener. Das birgt Gefahren - besonders dann, wenn viele Menschen im Raum sind - etwa in Klassenzimmern oder Büros, die sich mehrere Menschen teilen.
Da ist es dann wichtig, dass permanent frische Luft in den Raum kommt. Das geht am besten, wenn die Fenster auf sind - und wenn möglich sogar noch die Tür.
Welche Rolle spielen Klimaanlagen?
Da muss man unterscheiden. Es kommt darauf an, wie viele Menschen im Raum sind und was es für ein Gerät ist:
- Klimageräte, die im Zimmer stehen, kühlen die Luft nur. Sie sorgen nicht für Frischluft. Solange nur eine Person im Raum oder Büro ist, ist das kein Problem. Wenn mehrere Menschen im Raum sind mitunter schon. Da rät Ruth Schulz: "Fenster auf!"
- Gut gewartete Klimaanlagen in öffentlichen Gebäuden müssen immer einen großen Teil Frischluft in den Raum pumpen. Das ist Vorschrift in Deutschland. "Diese Geräte stehen bisher nicht im Verdacht, das Infektionsgeschehen zu beschleunigen", erklärt Ruth Schulz.
- Klimaanlagen in Schlachthäusern sind ein Sonderfall. Im Schlachthaus herrschen niedrige Temperaturen. Wenn Luft frisch zugeführt werden soll, muss sie daher erst gekühlt werden. Das kostet aber viel Energie. Deshalb wurde zum Beispiel im Betrieb Tönnies keine Frischluft zugeführt. Die Luft zirkuliert also nur. Dazu kommt: Eine Reinigung oder Filterung der Luft gibt es nicht - und damit auch keine Virenfilter. Diese Filter waren aber bisher auch keine Vorschrift.
- Aber auch Klimaanlagen mit Virenfiltern sind vermutlich nicht absolut sicher. "Das Virus kann sich so lange in der Luft halten - in sogenannten Aerosolen, dass die Klimaanlage es nicht zurückhält", sagt Ruth Schulz.