Macht uns die Delta-Variante einen Strich durch die Urlaubspläne? Die Bundesärztekammer rät zumindest davon ab, in die entsprechenden Länder zu reisen. "Auf Reisen in Regionen, die von der Delta-Variante besonders betroffen sind, sollte verzichtet werden", sagte deren Präsident Klaus Reinhardt der Funke-Mediengruppe.
Allerdings ist die Datenlage in vielen Urlaubsländern noch recht dünn, was die Ausbreitung der ansteckenderen Delta-Variante angeht. Da die Analyse der Proben zudem recht lange dauert, spiegeln die aktuell verfügbaren Zahlen den Stand von vor knapp drei Wochen wieder.
Delta-Variante: Europäische Länder testen unterschiedlich viel
Ein Beispiel: Die EU-Datenbank TESSy (The European Surveillance System) hat in der ersten Juni-Woche für Österreich einen Delta-Anteil von 25 Prozent ausgewiesen. Es wurden aber nur 4 postive Proben analysiert, entsprechend besteht hier keine statistische Aussagekraft.
Auch aus Italien liegen laut dem Europäioschen Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) für den Zeitraum der ersten Juniwoche nur die Ergebnisse von 95 Sequenzierungen vor. Selbst in Portugal, das am vergangenen Wochenende die Hauptstadt Lissabon abriegelte, um eine Ausbreitung der Delta-Variante zu verlangsamen, wurden laut den aktuellsten Übersichten lediglich 18 Proben sequenziert. Ob und wie viele Nachmeldungen hier noch gemacht werden, war zunächst unklar.
Skandinavien noch weitgehend Delta-frei
Vergleichsweise viele Sequenzierungen wurden in Deutschland, Spanien, Belgien, Frankreich, Norwegen und Dänemark durchgeführt. Dort dürften die Angaben zur Verbreitung also entsprechend fundierter sein. In Spanien liegt der Anteil derzeit bei 11,4 Prozent, in Frankreich bei 8,4. Belgien liegt nahezu gleichauf mit Deutschland bei 6,5 Prozent. Am seltensten taucht die Variante den Daten zufolge in Skandinavien auf: Norwegen liegt bei 1,3 Prozent, Dänemark bei 0,7 Prozent. Interessant dabei: In Dänemark wurden mit 4.480 die mit Abstand meisten Proben genommen.
Großbritannien ist seit 21. Mai "Virusvariantengebiet"
Am weitesten in Europa verbreitet ist die Delta-Variante derzeit in Großbritannien. Dort liegt ihr Anteil inzwischen bei 87 Prozent. Laut Experten sind die hohen Zahlen dort vor allem auf Reisende zurückzuführen, die die Variante aus Indien mitgebracht haben. Wegen der hohen Zahl der Fälle hat die Bundesregierung Großbritannien am 21.5. zum "Virusvariantengebiet" erklärt. Wer von dort kommt. muss 14 Tage in Quarantäne, eine vorzeitige "Freitestung" ist nicht möglich.
Da die Sommerferien in NRW schon in knapp 2 Wochen beginnen, stellen sich natürlich viele Menschen die Frage, inwiefern ihr anstehender Urlaub von der Delta-Variante betroffen sein könnte. Da sich die Situation schnell ändern kann und die Anzahl der Sequenzierungen in den Ländern sehr unterschiedlich ist, lassen sich dazu aber derzeit keine verlässlichen Vorhersagen treffen.