Es ist ein stiller Karnevalsauftakt in den jecken Hochburgen: Keine "Alaaf"-und "Helau"-Rufe, nur wenige Kostümierte, keine Wildpinkler, keine betrunkenen Einhörner, Clowns oder Minions. Mitarbeiter von Polizei und Ordnungsämtern haben nicht viel zu tun. Und so manch einer kann der coronabedingten Ruhe etwas abgewinnen.
"Wenn uns Corona eins gelehrt hat, dann dass es manchmal ganz gut ist etwas zu entschleunigen", sagt Prinz Sven I. vom Kölner Dreigestirn. "Wir glauben, dass diese Entschleunigung auch dem Kölner Karneval gut tut: Weg von schneller, höher und weiter, weg von Eventkarneval."
Reker zufrieden: "Hochburg der Jecken, nicht der Infizierten"
Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) hat sich zufrieden über den Verlauf des verhaltenen Karnevalsauftakts am 11.11. geäußert. "Ich bin sehr erleichtert darüber, dass die Kölsche zusammenstohn und nicht nur davon singen, sondern wirklich die Einsicht vorherrscht", sagt sie im WDR-Interview und ergänzt: " Wir müssen uns heute nach den Regeln richten, die diese Corona-Pandemie uns abverlangt. Wir wollen die Hochburg der Jecken bleiben, wir wollen nicht die Hochburg der Infizierten werden."
Auch Vizekanzler und Finanzminister Olaf Scholz (SPD) lobt die Narren im ganzen Land: "Auch wenn mir als Norddeutscher das #Karneval-Gen fehlt - ich verstehe, dass viele Jecken heute traurig sind und gern gefeiert hätten. Danke, dass Ihr innehaltet!"
Kein Alkohol in Köln
In den Hochburgen sorgen viele Maßnahmen dafür, dass die Karnevalstouristen zu Hause bleiben. In Köln etwa gilt ein Alkoholverbot und auf Plakaten wirbt unter anderem die Schauspielerin Janine Kunze für den Feierverzicht: "Am 11.11. feiere ich nicht. Weil es dein Leben schützt."
Mit der Kölner Kampagne #diesmalnicht rufen Prominente dazu auf, dieses Mal nicht zu feiern - auch nicht privat. Bei Verstößen gegen das Alkoholverbot und weiterer Corona-Regeln wollen Polizei und Ordnungsamt in Köln hart durchgreifen.
Auch in anderen Hochburgen wie Bonn, Aachen und Düsseldorf bleibt es ruhig an diesem 11.11. - kein Bühnenprogramm, keine Umzüge und keine Schlüsselübergaben an den Rathäusern.
Gefahrlose Aktionen zum Auftakt - der Hoppeditz darf erwachen
Einige Traditionen sind mit der Pandemie vereinbar: In Düsseldorf fand das traditionelle Hoppeditz-Erwachen in digitaler Form statt. "Corona hin, Corona her - wir müssen ja trotzdem mitteilen, was wir zu sagen haben, denn es ist das Schauspiel des Volkes gegen die Obrigkeit", sagt Tom Bauer, der Düsseldorfer Hoppeditz. Der freche Narr erwachte im Livestream - auf einem Barhocker im Plenarsaal des Düsseldorfer Rathauses statt im Senftopf und hielt seine Rede.
Und auch der Duisburger Hoppeditz tat es seinem Düsseldorfer Kollegen gleich und durfte "nur" im Livestream erwachen.