Die finale Entscheidung muss nun noch von der Europäischen Kommission gefällt werden. Dies gilt aber als Formsache. Bislang ist das Vakzin in der EU erst ab 16 Jahren zugelassen.
EMA: Wirksamkeit sogar besser als bei Erwachsenen
Die Daten zeigten, dass der Impfstoff auch in dieser jungen Altersgruppe sicher sei und die Wirksamkeit sei vergleichbar oder sogar besser als bei Erwachsenen, erklärte EMA-Impfstoffexperte Marco Cavaleri am Freitag auf einer Pressekonferenz. Dies zeigten die Ergebnisse einer Studie mit gut 2.000 Kindern und Jugendlichen im Alter von zwölf bis 15 Jahren. Von den rund 1.000 Personen, die den Impfstoff erhielten, sei keine einzige an Covid-19 erkrankt. In der Vergleichsgruppe, die ein Placebo gespritzt bekam, seien 16 erkrankt.
Stiko-Empfehlung steht noch aus
Grünes Licht der EMA ist die Voraussetzung für das Impfangebot an Kinder und Jugendliche, das Bund und Länder ab dem 7. Juni in Aussicht gestellt haben.
Durch die positive Entscheidung der EMA wird die Diskussion über die Kinder-Impfung weiter angeheizt. Die Ständige Impfkommission (Stiko) in Deutschland hat bereits angedeutet, dass sie möglicherweise auch im Fall einer positiven EMA-Empfehlung keine allgemeine Impfempfehlung für alle Kinder geben wolle, sondern nur für vorerkrankte Kinder.
Schutz bei Altersgruppe laut Studie bei 100 Prozent
In Kanada und den USA hatten die Gesundheitsbehörden bereits vor einigen Wochen die Anwendung auch bei 12- bis 15-Jährigen erlaubt. Der Schutz vor einer Covid-19-Erkrankung liege bei 100 Prozent, wie die Studie der Hersteller zeigte. Nach der Impfung hätte es höchstens leichte Reaktionen gegeben. Es gebe keinerlei Anzeichen für schwere Nebenwirkungen, wie die EMA erklärte.
Das Vakzin von Biontech ist das einzige, das für Jugendliche in der EU zugelassen ist. Alle anderen Impfstoffe dürfen erst ab 18 Jahren verabreicht werden. Das Unternehmen Moderna hat am Dienstag erklärt, Anfang Juni eine Zulassung für die Altersgruppe zwölf bis 17 Jahre zu beantragen. Bei einer Studie mit Teilnehmern dieser Altersgruppe habe sich ebenfalls eine Wirksamkeit von 100 Prozent gezeigt.
Stiko-Chef will zunächst "sehr gründlich prüfen"
Der Vorsitzende der Stiko, Thomas Mertens, hält die Datenlage noch für zu gering. "Gerade wenn es jetzt um die generelle Impfung von Kindern geht, dann müssen wir doch wirklich sehr sicher sein, dass das, was wir tun, auch wirklich zum besten Wohl der Kinder geschieht", sagte er am Donnerstag bei "Phoenix". Insofern stehe er dazu, "die Dinge erst sehr gründlich zu prüfen und dann anschließend eine Empfehlung abzugeben."
Das Risiko einer Long-Covid-Erkrankung sieht Mertens nicht als entscheidungsweisend an. "Die bisherige Analyse hat ergeben, dass es Long-Covid bei den Kindern eigentlich nicht gibt", sagte Mertens. Es gebe dazu keine soliden, seriösen Daten.
Wer entscheidet jetzt über die Zulassung in Deutschland?
Wenn die Europäische Kommission der Empfehlung der EMA folgt und die Zulassung für die EU beschließt, ist das auch die Zulassung für Deutschland. Überwacht werden die Impfstoffe in Deutschland dann vom Paul-Ehrlich-Institut. In Deutschland benötigen die Chargen, also Produktionseinheiten, eines Impfstoffs die staatliche Freigabe durch das Paul-Ehrlich-Institut (PEI), bevor sie vertrieben und angewendet werden dürfen.
Die Stiko empfiehlt nach eigener Darstellung keine Impfstoffe, sondern die Durchführung von Schutzimpfungen gegen Krankheiten unter bestimmten Voraussetzungen. Die Empfehlungen der Stiko entfalten auch keine unmittelbare rechtliche Wirkung, die Politik kann anders entscheiden. "Das ist ohne weiteres möglich" und auch im Infektionsschutzgesetz festgeschrieben, so Stiko-Chef Mertens.