Das Versprechen steht: Im Mai bekräftigte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) das Ziel, allen Bundesbürgern bis Ende September ein Impfangebot zu machen. Das gelte auch für die Zwölf- bis 16-Jährigen.
Das Bundesgesundheitsministerium rechnet indes in einer Prognose von Dienstag vor, dass Impfwillige bis Ende Juli mindestens eine Impfung erhalten sollen. Die Frage ist: Kann das noch klappen?
1,4 Millionen Curevac-Impfdosen gestrichen
Denn Donnerstag wurde bekannt, dass der Corona-Impfstoffkandidat des Tübinger Entwicklers Curevac nicht so wirksam ist wie erwartet. Es reicht wohl derzeit nicht für eine Zulassung.
Das Bundesgesundheitsministerium teilte daraufhin mit, in diesem Quartal sei die Lieferung von 1,4 Millionen Dosen des mRNA-Impfstoffs von Curevac gestrichen worden. Trotzdem betonte ein Sprecher am Donnerstag, die Curevac-Mitteilung habe keine Auswirkung auf das Tempo der deutschen Impfkampagne.
NRW hält an Plänen fest
SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach äußerte sich im WDR gleichsam optimistisch, dass es nur eine kurze Verzögerung geben könnte - etwa um zwei Wochen. Er räumte ein, dass man den Impfstoff nach den ersten Studien falsch eingeschätzt hätte. "Es tut mir leid um diese Firma. Es war ein nobles Unterfangen. Ich hätte mir gewünscht, es hätte geklappt." Eventuell könne der Impfstoff noch für Kampagnen in anderen Ländern eine Rolle spielen.
Für NRW waren 0,7 Millionen Dosen des Impfstoffes für das zweite Quartal vorgesehen. So steht es in einem Bericht von Mitte März. Laut Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) ändern die Nachrichten ebenfalls nichts an dem Versprechen eines Impfangebots bis zum Ende des Sommers.
Pannen verursachen Lieferengpässe
Dabei ist der Ausfall von Curevac ist nicht das einzige Problem. In Deutschland stehen im kommenden Monat weniger Biontech-Dosen zur Verfügung - weil im Juni mehr geliefert wurde.
Auch Johnson & Johnson kann weniger bereitstellen als geplant. Das Bundesgesundheitsministerium schätzt, dass die Firma wegen einer Panne in einem US-Werk bis Ende Juni etwa 6,5 Millionen Dosen weniger nach Deutschland liefern kann als vorgesehen.
Positive Nachrichten kommen hingegen von Moderna: Der US-Hersteller wird seine Liefermenge gegenüber Juni erhöhen - von 622.000 auf 733.000 Dosen pro Woche.
WDR-Expertin: "Mengen dürften ausreichen"
Unter dem Strich zog WDR-Wissenschaftsredakteurin Ruth Schulz am Donnerstag ein positives Fazit: "Der Wegfall von Curevac wird kein Loch in die aktuelle Impfkampagne reißen, weil er dafür schon nicht mehr eingerechnet war."
Es komme jetzt darauf an, ob die anderen Impfstoffhersteller ihre Lieferzusagen einhalten könnten. "Aber selbst wenn es noch kleinere Verzögerungen geben sollte, dürften die Impfstoffmengen ausreichen, um bis spätestens Ende September allen Impfwilligen ein Angebot zu machen."