Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO) rechnet damit, alle Kinder und Jugendlichen bis zum Ende der Sommerferien impfen zu können - wenn sie es denn möchten. Die KVNO geht davon aus, dass sich 50 Prozent der 12- bis 15-Jährigen immunisieren lassen wollen. Diese Anzahl junger Menschen könne innerhalb von zehn Wochen geimpft werden.
Nicht alle Praxen wollen impfen
Die Europäische Arzneimittelagentur EMA hatte den Impfstoff von Biontech kürzlich auch für Kinder ab 12 Jahren zugelassen. Wenn die Priorisierung ab 7. Juni aufgehoben wird, gehen die Ärzte davon aus, dass sich etwa 80 Prozent der kinderärztlichen Praxen an den Impfungen beteiligen werden. Im Bereich der KV Nordrhein wären das dann 389 von 486 Arztpraxen.
In diesen Praxen müssten dann zehn Wochen lang 45 Impfungen pro Woche durchgeführt werden, wenn sich - wie angenommen - die Hälfte der gut 350.000 Kinder und Jugendlichen im Bereich Nordrhein impfen lassen möchten. Zum Vergleich: In den Praxen der Hausärzte können jede Woche 60 bis 80 Impfungen durchgeführt werden.
Bergmann: "Keine verlässliche Terminplanung möglich"
Aber: "Das ist natürlich abhängig von der Impfstoffmenge", schränkt Frank Bergmann, Vorsitzender der KV Nordrhein, ein. Und die sorgt schon jetzt für Ärger in den Praxen. Von den für diese Woche bundesweit angekündigten 3,3 Millionen Impfdosen sind nur 2,3 Millionen geliefert worden, so Bergmann. In seinem Bereich Nordrhein seien statt 330.000 nur 220.000 Dosen angekommen. "Das macht eine verlässliche Terminplanung unmöglich", so der KV-Vorsitzende.
Vorerst keine Erstimpfungen in NRW
In dem Zusammenhang dämpfte er auch Erwartungen, nach Aufhebung der Priorisierung am 7. Juni könnte nun jeder schnell geimpft werden. "Diese Erwartungshaltung muss an die Realität angepasst werden", so Bergmann. "Wir werden schon noch einige Wochen brauchen."
Dazu passend betonte Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Mittwoch noch einmal, dass im Juni trotz Aufhebung der Priorisierung vorerst keine Erstimpfungen in den Impfzentren durchgeführt werden können. "Die Impfkontingente in den Zentren sind derzeit ausgeschöpft", so Laumann. Mindestens bis Mitte Juni müssten alle Impfdosen, die den Impfzentren zur Verfügung stehen, für Zweitimpfungen verwendet werden. Es wird allerdings weiterhin auch in Arztpraxen geimpft, ab dem 7. Juni außerdem von Betriebsärzten.
Eltern sollen Kontakt mit Kinderärzten aufnehmen
Der KV-Nordrhein-Vorsitzende Bergmann rät deshalb allen Eltern, die ihre Kinder impfen lassen möchten, frühzeitig Kontakt mit ihrem Kinder- und Jugendarzt aufzunehmen, um einen Termin zu vereinbaren. Auch der werde dann jedoch nicht in jedem Fall kurzfristig möglich sein: "Wir werden acht bis zehn Wochen brauchen, bis wir Impfwilligen ein Impfangebot in den Praxen machen können."