30 Millionen Impfungen bis Weihnachten - das ist das Ziel, das Bundeskanzler Scholz (SPD) schon vor seinem Amtsantritt ausgegeben hat und später auf "bis Jahresende" korrigierte.
Tatsächlich läuft die Kampagne gut: In der vergangenen Woche wurden in Deutschland so viele Menschen gegen Corona geimpft wie noch nie seit Beginn der Pandemie. Doch jetzt kommen die Feiertage sowie die Tage "zwischen den Jahren".
Darüber, wie das Impftempo zum Jahresende beibehalten werden kann, haben Bund und Länder genaue Vorstellungen: "Die Impfkampagne wird auch über Weihnachten, an den Tagen zwischen Weihnachten und Silvester und an Silvester weiterlaufen.", heißt es in dem Beschluss, den Kanzler Scholz und die Ministerpräsidentinnen am Dienstag verabschiedet haben. Der Expertenrat hatte gefordert, dass die Impfkampagne auch an den Feiertagen nicht nur weiterläuft, sondern beschleunigt wird.
Viele Impfzentren wollen an Weihnachten schließen
Doch derzeit sieht es nicht danach aus, dass dieser Plan aufgehen könnte. Denn in vielen großen Städten in NRW haben die Impfzentren bereits angekündigt, an den Feiertagen zu schließen. In Köln gilt das beispielsweise für das Drive-in-Zentrum an der Kölnarena sowie die Impfstelle am Gesundheitsamt.
Geplant ist in Millionenmetropole bisher nur eine Impfaktion an Heiligabend von 11 bis 14 Uhr am Kölner Dom neben dem Dreikönigsschrein. Auf WDR-Anfrage teilte die Stadt Köln am Dienstag mit, dass sie in Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) jetzt Arztpraxen abfrage, die zusätzlich an den Feiertagen für Impfungen öffnen.
Auch die Landeshauptstadt Düsseldorf hat angekündigt, die Impfstellen in der ehemaligen Bücherei und an der Heinrich-Heine-U-Bahn-Station an den Feiertagen zu schließen. Der mobile Impfbus soll ebenfalls im Depot bleiben. Ob sich daran noch etwas ändert? Für weitergehende Planungen wollte man erst den Beschluss der Bund-Länder-Konferenz sowie die konkrete Umsetzung durch das Gesundheitsministerium abwarten, sagte ein Sprecher der Stadt.
In Bochum dagegen wollen die städtischen Impfstellen auch an den Feiertagen öffnen - mit Ausnahme vom ersten Weihnachtsfeiertag und von Neujahr.
Streichen Arztpraxen ihre geplanten freien Tage?
Blieben neben den Impfzentren noch die Arztpraxen. Alleine im Bereich der KV Nordrhein sind das mehr als 20.000 Praxen, die selbständig ihre Öffnungszeiten bestimmen. An Feiertagen haben die meisten Praxen geschlossen, und auch "zwischen den Jahren" machen viele ein paar Tage frei.
Eine konkrete Zahl, wie viele Praxen im Bereich der KVNO geöffnet haben, konnte ein Vereinigungssprecher nicht nennen. Auch bei der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) wird nicht erhoben, welche ihrer Mitglieder zwischen Weihnachten und Neujahr für Impfungen geöffnet haben.
Ein KVNO-Sprecher betonte zwar gegenüber dem WDR, dass aufgrund der diesjährigen Konstellation von vier Werktagen hintereinander "grundsätzlich eher mehr Praxen geöffnet sein könnten" als in den Vorjahren. Allerdings habe er auch Verständnis für alle Praxisteams, die die Zeit des Jahreswechsels "nach Monaten durchgängig extremer Belastung" für eine gewisse Ruhepause nutzten.
Ärzteverband schlägt Zusatzvergütung vor
Der Bundesverband der Kassenärzte brachte laut "Business Insider" mögliche finanzielle Anreize ins Spiel, um mehr Praxen zur Öffnung zu bewegen. So könnten, so der Vorschlag, die Werktage zwischen den Jahren als Feiertage beziehungsweise Wochenendtage abgerechnet werden. Ob sich diese Regelung so schnell umsetzen lässt, ist allerdings fraglich.
Dazu kommt: "Die Planung der Impfungen in den Praxen benötigt einen gewissen Vorlauf", so KVNO-Sprecher Christopher Schneider. Derzeit seien das etwa eineinhalb Wochen. Je nachdem, wie groß die Impfstoff-Vorräte in den Praxen sind, könnte die Frage einer kurzfristigen Öffnung auch daran scheitern.