Minister Laumann zu Impfterminen: "Dass die Sache ruckeln würde, war klar"

Stand: 26.01.2021, 18:08 Uhr

Seit Montag können über 80-Jährige in NRW einen Impftermin bekommen. Der Andrang ist gewaltig. Hotlines und Server glühen. Aber etwas im System scheint doch zu funktionieren.

Von Jörg Sauerwein, Thomas Drescher

"Die Impfterminvergabe ist in NRW eine Heimsuchung", schreibt ein User auf Twitter und diese Ansicht dürften viele teilen. Aus dem ganzen Land berichten Menschen dem WDR von stundenlangen und vergeblichen Versuchen, telefonisch oder online einen Impftermin zu bekommen.

"Dass diese Sache ruckeln würde, war klar", sagte Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann am Dienstagnachmittag. Er habe Verständnis für den Frust der Menschen, die sich in Telefon-Warteschleifen oder vor Fehlermeldungen am Computer ärgerten.

Bemerkenswerte Bilanz

Seit die Telefonnummern und die Website zur Terminvergabe am Montag früh ans Netz gingen, wurden bis Dienstagnachmittag 275.000 Termine für eine Erstimpfung vergeben, so Laumann. Und noch einmal ebenso viele Termine für die Zweitimpfung drei Wochen später.

Damit wären innerhalb von anderthalb Tagen mehr als ein Viertel der etwa eine Million Menschen über 80 Jahren (jene, die zuhause und nicht in einem Pflegeheim leben) mit einem Termin versorgt worden. Ginge es in diesem Tempo weiter, wäre die Terminvergabe bis zum Ende der Woche abgeschlossen.

Allgemeine Verwirrung

Unter anderem entstand wohl bei vielen Nutzern der Website www.116117.de der Eindruck, es gebe für die kommenden Monate oder sogar bis zum Endes des Jahres überhaupt keine Impftermine mehr.

"Das ist ein Missverständnis", teilte dazu die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Nordrhein mit, die für die Terminvergabe im Rheinland zuständig ist. Die Anzeige weise die buchbaren Termine aus, markiere gleichzeitig aber nicht buchbare Tage mit einem X. Deshalb werde "fälschlicherweise angenommen, die Termine seien vergeben", so die KV. Die Darstellung im Internet soll deshalb noch einmal geändert werden.

Tatsächlich werden die Termine in Drei-Wochen-Blöcken freigeschaltet, erklärte Frank Bergmann, Chef der KV Nordrhein. Das System musste deshalb am Dienstagmittag für einige Zeit pausieren.

Verständnis für die Eile, aber...

Immerhin wurden im Bereich der KV Nordrhein rund 80 Prozent der Termine über die Webseite vergeben. Nur 15 Prozent nutzen das Telefon, sagte Bergmann. Zugleich äußerte er Verständnis dafür, dass viele der hochbetagten Senioren bzw. deren Angehörige immer wieder versuchten, die Webseite aufzurufen, weil sie möglichst zeitnah einen Impftermin wollten - aus Sorge vor einer Infektion. Offenbar ist die Impfbereitschaft in dieser Gruppe sehr hoch.

Minister Laumann erklärte, bisher sei nur genug Impfstoff für wöchentlich 70.000 Erstimpfungen gesichert. Daher könne man nur so viele Termine vergeben, wie man Impfdosen habe. Bei diesem Tempo wäre man ca. Ende April mit dieser Alterskohorte durch. "Die Menge des Impfstoffs bestimmt das Tempo", so Laumann.

Genügend Dosen vorausgesetzt könnten die Impfzentren die ganze Kampagne innerhalb weniger Wochen erledigen, so Ärztechef Frank Bergmann. Aber die Impfstoffe, so der Chef der KV Westfalen-Lippe Dirk Spelmeyer, "bleiben das Nadelöhr".

Ärger über schlechte Informationslage

Derweil kritisierten viele Menschen gegenüber dem WDR neben der holprigen Terminvergabe auch die schlechte Kommunikation. Es müsse doch möglich sein, in einer Telefonansage und auf der Internetseite die aktuellen Informationen zur Verfügung zu stellen.

Es gibt aber auch verständnisvolle Reaktionen: „Das konnte doch bei so vielen Terminwünschen gar nicht sofort klappen“, sagt der 82-jährige Peter Wittfeld aus Neukirchen-Vluyn. Deshalb will er erst in den kommenden Wochen wieder versuchen, einen Impftermin zu bekommen.