Die 53 Impfzentren in NRW kosten Land und Bund jeden Monat viele Millionen Euro. Eine unverzichtbare Investition? Oder Verschwendung von Steuergeld? Die Diskussion kocht wieder hoch: Wie lange werden Deutschlands Impfzentren zur Bekämpfung der Corona-Pandemie noch benötigt?
Beschluss: Impfzentren bis "mindestens 30. September"
Im März hatten sich Bund und Länder darauf verständigt, dass sich der Bund an der Finanzierung der Impfzentren "bis mindestens 30. September" beteiligt. Daran habe sich bislang nichts geändert, teilte das Bundesgesundheitsministerium auf WDR-Anfrage mit.
Bedeutet für NRW: Die bis dahin anfallenden Gesamtkosten für die Impfzentren in Höhe von bis zu 850,5 Millionen Euro teilen sich Bund und Land etwa je zur Hälfte. Das teilte das Landesgesundheitsministerium Anfang Mai mit.
So finanzieren sich demnach die Impfzentren in NRW:
- 50 % Land NRW
- 46,5 % Bundesamt für Soziale Sicherung
- 3,5 % Verband der Privaten Krankenversicherung
CDU-Fraktion: Impfzentren fortführen
Peter Preuß, gesundheitspolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, fordert nun, die Impfzentren über September hinaus fortzuführen. Denn mit der Zweitimpfung sei Corona nicht vorbei. Es seien "anschließend auch Auffrischungsimpfungen erfordrlich", sagte er dem WDR.
Auch der sozialpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Josef Neumann, ist dafür. Die Impfzentren seien zwar teuer - die Folgekosten durch die Corona-Maßnahmen seien aber viel größer, sagte er dem WDR.
Unter Kassenärzten regt sich Widerstand
Widerstand regt sich in den Kassenärztlichen Vereinigungen (KV). Die KV Brandenburg forderte schon im April, die Impfzentren geordnet herunterzufahren und alle Vertragsärzte einzubinden. Das will auch die KV Baden-Württemberg.
Unter den Ärzten gibt es aber auch andere Meinungen. Die Praxen hätten mit den Corona-Impfungen einfach zu viel Aufwand, als dass sie auf die Unterstützung der Impfzentren verzichten könnten, so ein Argument.
Hinzu kommt: Wenn die Impf-Priorisierung ab dem 7. Juni aufgehoben ist, droht der Ansturm auf die Praxen noch größer zu werden. Außerdem sollen möglicherweise schon im Sommer auch jugendliche Schülerinnen und Schüler geimpft werden.
Orte mit anderer Bestimmung: Messen, Stadthallen, Theater
Diskutiert werden müsse über die Zukunft der Impfzentren auch deshalb dringend, weil viele an Orten untergebracht sind, die bald wieder anders benötigt würden, so CDU-Mann Preuß. Zurzeit gibt es Impfzentren zum Beispiel auf dem Messegelände in Köln, Münster und Essen, in der Stadthalle Bielefeld und Hagen, in der Eissporthalle Aachen oder in der Düsseldorfer Arena.
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hat sich noch nicht festgelegt. Schriftlich teilte sein Haus dem WDR mit: "Über die zukünftige Bedeutung und Rolle der Impfzentren kann zum jetzigen Zeitpunkt keine Auskunft gegeben werden."