Ein Besuch auf einer Intensivstation der Kölner Uniklinik zeigt: Die Krankenhäuser haben sich vorbereitet. Visite auf der Internistischen Intensivstation 4b am Morgen. Oberarzt Alexander Shimabukuro-Vornhagen und seine Mitarbeiter ziehen sich Einmal-Kittel über, tauschen die einfachen OP-Masken gegen FFP3-Atemmasken. Dann öffnen sie die Tür zu Zimmer 14. Dort liegt ein Mann Anfang 60, er ist akut an Covid-19 erkrankt.
"Das ist ein Patient, der einen sehr schweren Verlauf hat. Bei ihm haben wir es bisher geschafft künstliche Beatmung zu vermeiden. Er bekommt relativ viel Sauerstoff über die Nase und das reicht gerade noch so aus", sagt Oberarzt Alexander Shimabukuro-Vornhagen.
Der Mann auf Zimmer 14 ist einer von vier Covid-19 Patienten, die heute auf den Intensivstationen der Kölner Uniklinik behandelt werden. Insgesamt werden in der Klinik zurzeit 125 Patienten mit den unterschiedlichsten Krankheiten intensiv-medizinisch behandelt.
Dreiviertel der Intensivbetten in NRW sind belegt
Die Uniklinik ist nach Angaben von Michael Hallek, dem Direktor der Inneren Medizin, darauf eingerichtet, noch deutlich mehr Covid-19 Patienten intensiv-medizinisch zu behandeln. "Wir können innerhalb von 24 Stunden 10 Betten für Intensivpatienten freimachen. Sollte es schlimmer kommen, was ich nicht hoffe, dann können wir innerhalb weniger Tage diese Menge deutlich erhöhen, indem wir unsere Kapazität um etwa 75 Betten aufstocken."
In Nordrhein-Westfalen sind zurzeit etwa Dreiviertel der insgesamt rund 6.700 Intensivbetten belegt. Die Krankenhäuser im Land können aber innerhalb von sieben Tagen eine Notreserve von knapp 2.800 zusätzlichen Intensivbehandlungsplätzen schaffen.
Bisher sind in Nordrhein-Westfalen aber noch nicht einmal fünf Prozent der Intensivbetten mit Covid-19 Patienten belegt.
Ärzte beobachten Situation in Belgien und den Niederlanden genau
In den Nachbarländern Niederlande und Belgien dagegen gibt es bereits jetzt Engpässe, sind Intensivstationen überfüllt, Pfleger und Ärzte ebenfalls mit Covid-19 infiziert.
In der Kölner Uniklinik verfolgen Ärzte und Pfleger die Situationen in den Nachbarländern genau. Angst machen ihm die Nachrichten von dort nicht, sagt der Gesundheits- und Krankenpfleger Matthias Bühner. "Wir sind auf höhere Belastungen vorbereitet. Und ich bin zuversichtlich, dass wir das auch hinkriegen werden. Allerdings sind die Intensivstationen ja nicht nur für Covid-19 Patienten bestimmt, sondern es gibt viele andere Patienten, die auch behandelt werden müssen. Für die darf es auch keine Engpässe geben."
Die Älteren werden bei Covid-19 wieder nachziehen
Wie sich die Zahl der Covid-19 Infektionen in den kommenden Wochen und Monaten entwickelt, kann niemand genau vorhersagen. Trotz steigender Infektionszahlen registrieren die Krankenhäuser bisher keinen sprunghaften Anstieg bei den schwer erkrankten Patienten, sagt der Direktor der Inneren Medizin an den Kölner Unikliniken Michael Hallek. Ein Grund dafür sei, dass sich bisher vor allem jüngere Menschen infizieren: "Wir befürchten aber, dass die Älteren nachziehen. Aber ein besonderes Merkmal Deutschlands ist, dass wir die Älteren besser schützen, als andere Länder. Der Anteil der Älteren ist kleiner, aufgrund der Schutzmaßnahmen, die noch funktionieren."
Man könne nur spekulieren, wie die nächsten Monate werden, sagt Hallek. Der Direktor der Inneren Medizin erwartet, dass in den kommenden vier Wochen an der Uniklinik eine zusätzliche Intensivstation für Covid-19 Patienten umgewidmet wird, so dass dann acht bis zwölf schwer kranke Patienten behandelt werden können. Die Grenzen der Kapazität werde die Kölner Uniklinik in diesem Winter seiner Ansicht nach aber nicht erreichen.