Menschen können sich in den kommenden Monaten mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson ohne Zugehörigkeit zu einer Vorranggruppe impfen lassen. Bei diesem Impfstoff reicht eine Spritze für den vollen Schutz, der vier Wochen nach der Impfung eintritt.
Was ist die Voraussetzung für eine Impfung?
Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat den Impfstoff von Johnson & Johnson "für Personen im Alter über 60 Jahren" empfohlen. Deshalb müssen sich alle Impfwilligen unter 60 Jahren zunächst ärztlich beraten lassen.
Da Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) aber davon ausgeht, dass der Großteil der Johnson & Johnson-Lieferungen erst in Deutschland eintreffen wird, wenn die meisten Menschen über 60 bereits geimpft sind, wird das Vakzin nun für alle freigegeben.
Wo kann ich mich impfen lassen?
Die Priorisierung ist für das Johnson & Johnson-Präparat in Arztpraxen und bei Betriebsärzten aufgehoben. Wer sich also jetzt mit dem Vakzin impfen lassen möchte, sollte sich an seinen Haus- oder Facharzt wenden.
Ob eine Impfung mit Johnson & Johnson für den jeweiligen Interessenten vertretbar ist, liegt letztendlich im Ermessen des Arztes. Die Aufklärung über mögliche Risiken und Nebenwirkungen des Impfstoffs durch den Arzt erfolgt dann in der Regel beim Termin in der Praxis, ähnlich wie in den Impfzentren.
Was passiert, wenn ich mich nach der Aufklärung gegen eine Impfung entscheide?
Sofern sich jemand im Einzelfall nach der ärztlichen Aufklärung gegen eine Impfung mit Johnson & Johnson entscheidet, besteht laut NRW-Gesundheitsministerium grundsätzlich die Möglichkeit, Personen unter 60 Jahren ein Impfangebot mit einem anderen Impfstoff zu machen.
Dafür können die Kreise und die kreisfreien Städte Impfdosen nutzen, die aufgrund nicht wahrgenommener Impftermine in den Impfzentren kurzfristig zur Verfügung stehen. Falls dies nicht der Fall ist, müssen diese Menschen warten, bis sie ein erneutes Impfangebot erhalten.
Was für Risiken hat eine Impfung mit Johnson & Johnson?
Das Johnson & Johnson-Präperat kann, ähnlich wie der Impfstoff von Astrazeneca, in sehr seltenen Fällen zu schwere Nebenwirkungen führen - etwa schwere Thrombosen in Verbindung mit Blutplättchenmangel. Im Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz heißt es, sie nehme "die berichteten Fälle von Hirnvenenthrombosen im Zusammenhang mit einer Impfung mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson" ernst. In den USA wurden die Impfungen mit dem Präparat zeitweise ausgesetzt. Nach einer Überprüfung von Sicherheitsdaten kamen die dortigen Behörden jedoch zu dem Schluss, dass die Vorteile die Risiken überwiegen.
Beim Impfstoff von Johnson & Johnson treten schwere Nebenwirkungen laut der US-Gesundheitsbehörde CDC mit einer Rate von ungefähr sieben pro eine Million geimpfter Frauen zwischen 18 und 49 Jahren auf. "Bei Frauen ab 50 Jahren und Männern jeden Alters ist dieses unerwünschte Ereignis noch seltener", hieß es. In Deutschland gibt es bisher keine Meldungen zu Komplikationen bei Johnson & Johnson, wie eine Sprecherin des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) sagte.
Wie viel Impfstoff steht zur Verfügung?
In Deutschland sind bisher erst knapp 20.000 Johnson & Johnson-Impfungen erfasst. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte, 450.000 Dosen seien geliefert. Bis zum 4. Mai hatte NRW knapp 89.000 Dosen erhalten. Spahn erwartet bis Ende Juli zehn Millionen Impfdosen von Johnson & Johnson. Primär wird das Vakzin in NRW bisher von mobilen Impfteams in Flüchtlings- und Obdachloseneinrichtungen verimpft. Dabei soll es laut Angaben des Gesundheitsministeriums in NRW auch bleiben - trotz der Aufhebung der Priorisierung.