Droht Krankenhäusern oder Müllabfuhr wegen Omikron der Kollaps? Eine extrem schnelle Ausbreitung der Corona-Variante könnte die kritische Infrastruktur massiv beeinträchtigen. Davor warnt der Corona-Expertenrat der Bundesregierung. Das Problem: Corona-Infizierte sind mindestens für 14 Tage in Quarantäne. Und auch geimpfte Kontaktpersonen müssen bei Omikron oft in Quarantäne. Das könnte sich bald ändern. Was gilt in NRW bei Omikron und Delta? Ein Überblick.
Kürzere Quarantäne: Was ist geplant?
In Frankreich, Israel oder den USA gelten bereits verkürzte Quarantäne-Regeln. Bund und Länder werden voraussichtlich bei ihrem nächsten Treffen am kommenden Freitag darüber diskutieren. Eine kürzere Quarantäne-Regelung sei bereits in Planung, sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Details nannte er aber noch nicht.
Welche Quarantäne-Regeln gelten derzeit in NRW?
Zum einen gibt es landesweite Vorgaben durch die Corona-Test-und-Quarantäneverordnung. Unterschiede zwischen Delta und Omikron werden darin nicht gemacht. In der Verordnung steht aber ausdrücklich, dass die individuellen Vorgaben durch die kommunalen Gesundheitsämter Vorrang haben. Orientierung geben den lokalen Behörden unter anderem auch die Empfehlungen des Robert Koch-Instituts (RKI).
Was schreibt die landesweite Quarantäne-Verordnung vor?
Für Infizierte gilt: Wer beim PCR-Test positiv ist, muss für mindestens zwei Wochen in Quarantäne. Diese darf von Nicht-Immunisierten frühestens nach 14 Tagen mit einem Test beendet werden, aber nur, wenn keine Krankheitssymptome vorliegen. Wer Symptome hat, darf die Quarantäne erst 48 Stunden nach Ende der Beschwerden beenden. Geimpfte und Genesene können die Quarantäne mit PCR-Test schon nach fünf Tagen beenden, sofern das Gesundheitsamt nichts anderes anordnet.
Für Kontaktpersonen gilt: Geimpfte und Genesene müssen laut Landesverordnung nicht in Quarantäne - es sei denn, innerhalb von zehn Tagen treten Symptome auf. Das Gesundheitsamt kann allerdings trotzdem eine Quarantäne erlassen. Für Nicht-immunisierte Kontaktpersonen gilt: Haushaltsangehörige von Infizierten müssen für zehn Tage in Quarantäne. Das Gesundheitsamt kann die Zeit aber verkürzen. Es entscheidet auch, wie lange andere Kontaktpersonen in Quarantäne müssen. Darüber hinaus gelten für Pflegeheime besondere Regeln.
Details zu den Quarantäne-Regeln gibt es auf der Website der Landesregierung oder direkt in der Verordnung:
Welche Quarantäne ordnen die NRW-Gesundheitsämter bei Omikron an?
Das ist offenbar sehr unterschiedlich, wie Erfahrungsberichte zeigen. Anders als viele andere Städte macht zum Beispiel Köln auf seiner Website zu Omikron eine klare Vorgabe. Demnach gibt es für geimpfte und genesene Kontaktpersonen keine Ausnahme: Auch sie müssen in Quarantäne.
Problem: In Deutschland wird nur vergleichsweise selten untersucht, um welche Corona-Variante es sich handelt. Am häufigsten infizieren sich die Menschen derzeit (noch) mit Delta.
Welche Quarantäne bei Omikron empfiehlt das RKI Kontaktpersonen?
Bei Kontaktpersonen von Omikron-Infizierten ist laut RKI "eine Quarantäne immer empfohlen". Und zwar "auch für vollständig geimpfte und genesene Kontaktpersonen", wie es auf der Website der Bundesbehörde heißt. Die Quarantäne sollte demnach 14 Tage dauern. Genau das könnte Deutschland allerdings bei einer extrem schnellen Omikron-Ausbreitung vor erhebliche Probleme stellen.
Kommentare zum Thema
Die aktuellen Quarantäneregelungen sind weder transparent noch nachvollziehbar. Warum sollten 3x geimpfte Angehörige ohne jemals eigene Symptome entwickelt zu haben bei negativem PCR Test dennoch 14 Tage in Quarantäne bleiben wenn auch die ebenfalls vollständig geimpften Erkrankten - die nur leichte Symptome zeigten - inzwischen ebenfalls symptomfrei sind und negative Testergebnisse haben ? Eine besonderes Risiko der Weiterverbreitung erscheint nicht offensichtlich...
Ich hatte mich infiziert . Trotz doppelter Impfung . Ich bin nicht im KKH gelandet . Aber ich möchte es nicht nochmals erleben . Eine schonmal durchgemachte Virus Grippe war harmloser .
Bereits im Februar 2021 wurde in der Fachzeitschrift Lancet darauf hingewiesen, dass rund 50-75 % aller Menschen, die aufgrund der PCR Diagnostik in Quarantäne geschickt wurden, nicht ansteckend sind (Lancet 397, 1425-1427). Grund dafür ist, dass PCR teils mehr als 60 Tage nach Krankheitsbeginn noch DNA Fragmente nachweist (Emerging Infectious Diseases 26, 2701-2704; Emerging Infectious Diseases 26, 1834–1838), obwohl die meisten Menschen bei leichten Krankheitsverläufen für nur 2-8 Tage ansteckend sind (Lancet Microbe 2: e13–22; Euro Surveillance 25, 2001483). Die Betroffenen sind ohne eine medizinisch tragbare Begründung in Isolation und könnten eigentlich risikofrei wieder am öffentlichen Leben teilnehmen (Lancet Microbe, 2, e286-287). Bei schwereren Verläufen werden die Betroffenen teils über Wochen von den Angehörigen abgeschirmt, obwohl die Betroffenen selbst längst nicht mehr ansteckend sind (Nature Communications 12, 267). Unnötige seelische Belastungen sind die Folge.