"Es ist schon bedrückend", meldete sich Ministerpräsident Armint Laschet am Montag morgen kurz nach acht auf WDR2. "Das ganze Land fährt runter, dazu das trüber Wetter" - und seine Stimme klang wahrlich nicht besonders heiter, im Gegenteil: Müde und erschöpft holte Laschet oft erst tief Atem, bevor er den teils aufgewühlten Anrufern im Gespräch antwortete.
Schließung von Musikschulen nochmal prüfen?
Ein Klavierlehrer aus Münster wollte wissen, warum Schulen zwar geöffnet bleiben, ausgerechnet Musikschulen aber schließen müssen. Obwohl dabei oft in den selben Klassenräumen unterrichtet würde, in denen am Morgen noch 30 Schüler saßen. Andere Bundesländer lassen die Musikschulen weiter geöffnet. "Das ist schwer zu verstehen", so der Klavierlehrer.
Laschet holte aus: Es gehe darum, die Infektionswelle zu brechen. Das sei "nur schaffbar", wenn alle unnötigen Kontakte vermieden würden. Dennoch, versprach er dann: "Wir werden uns das in zwei Wochen nochmal genau ansehen."
Schulen: Keine Zwei-Klassen-Gesellschaft
Empört meldete sich Hörerin Brigitte aus Herne mit der Frage, warum ihre Kinder trotz dramatisch steigender Infektionszahlen in der Schule weiterhin mit 30 Kindern in einem Raum sitzen müssten. "Das geht so nicht", rief sie in die Leitung.
Klassen könnten geteilt werden, die Schüler täglich neue FFP2 Masken ausgeteilt bekommen oder im Wechsel auch zuhause unterrichtet werden. Auch hier begann Laschet mit einer Antwort, die er derzeit so mantramäßig wiederholen muss: Nach den Schließungen von Schulen und Kitas im ersten Lockdown sei man sich einig gewesen, dass das "nie wieder passieren darf".
Homeschooling sei zudem generell keine Lösung, so Laschet: Viele Eltern könnten das einfach nicht leisten. Eine dadurch gespaltene Gesellschaft "wollen wir nicht".
Quarantäne vor Weihnachten?
Lachen musste Laschet dann doch einmal - nämlich als der elfjährige Anton aus Mülheim seinen Vorschlag vortrug: Damit er und andere Kinder Weihnachten mit Oma und Opa feiern dürfen, könnten sie doch zehn Tage vor Heiligabend freiwillig in Quarantäne gehen. Er werde über diese Idee nachdenken, versprach Laschet dem Jungen.
Gastronomie als Hort der Kontakte
Die in den jüngsten Tagen wohl am häufigsten diskutierte Frage stellte Gastronomin Carmen aus Düsseldorf: Warum treffen die Schließungen ausgerechnet die Restaurants und Cafés, die doch solche Anstrengungen zum Schutz vor Infektionen unternommen hatten?
Es gehe darum, die Zahl der menschlichen Kontakte einen Monat lang stark zu reduzieren, wiederholte Laschet. Blieben Restaurants offen, "wären das wieder Tausende Kontakte mehr", sagte er.
Hält Laschet sein Versprechen oder nicht?
Als zum Schluss Burkhard aus Soest anrief, der dort eine Massagepraxis betreibt und jetzt auch schließen musste, geriet Laschet noch auf dünnes Eis: In einer Pressekonferenz habe Laschet versprochen, dass der Lockdown am 1. Dezember vorbei sei, ohne wenn und aber, sagte der Masseur. Ob es dabei wirklich bleibe?
Das habe er so nicht gesagt, behauptete Laschet, vielmehr müssen man dann sehen, wie die Entwicklung sei. Doch der Anrufer hat Recht: Wortwörtlich hatte Laschet in der Pressekonferenz am 28.10.2020 bei der Verkündung des Lockdowns gesagt, dass man am Ende der vier Wochen wieder öffnen werde, "ohne Diskussion" um aktuelle Zahlen.