Das Leben in NRW ist etwas normaler geworden: Essen gehen, Trainieren und Treffen mit Freunden - das alles ist seit Montag (11.05.2020) wieder erlaubt. Wenn auch mit Einschränkungen, bei denen es aber fraglich ist, ob sie auf Dauer erstens durchgehalten und zweitens auch wirksam kontrolliert werden können.
Setzt Nordrhein-Westfalen seine jüngsten Erfolge bei der Eindämmung des Coronavirus durch überstürzte Lockerungsübungen aufs Spiel? Im Interview mit der "Aktuellen Stunde" wies Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) am Montagabend diese Kritik zurück.
Zwar habe auch er beobachtet, dass die Abstandsregeln im öffentlichen Raum mancherorts nicht mehr so diszipliniert eingehalten werden, wie noch vor einigen Wochen, meinte Laschet. "Ich sehe aber auch sehr verantwortliche Menschen."
Geschäfte: Die 800 qm-Regel wird aufgehoben. Unabhängig von ihrer Größe dürfen Geschäfte unter Auflagen zu Abstands- und Hygieneregeln wieder öffnen. Maßstab für die durchzuführende Zugangskontrolle: eine Person pro zehn Quadratmeter Verkaufsfläche. Zudem müssen Auflagen zur Vermeidung vom Warteschlangen beachten werden.
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Die Pflicht zum Mund-Nasenschutz in Geschäften und die Abstandsregeln in Betrieben würden zum Beispiel akzeptiert und beachtet. "Ich denke, dass es ein guter Tag ist." Die Rückkehr zur "verantwortungsvollen Normalität" habe begonnen.
"Nicht gleich die Polizei schicken"
Dass die neuen Regeln zur Kontaktsperre zumindest theoretisch erlauben, dass man sich am gleichen Tag nacheinander mit fünf verschiedenen Freunden trifft, das sei zwar richtig, sagte Laschet. "Aber wir können doch nicht jedem Nachbarn, der mit Nachbarn über'm Zaun spricht gleich die Polizei schicken." Es gebe schließlich noch die Eigenverantwortung jedes Einzelnen.
Angesichts der stark gesunkenen Infektionszahlen - auch drei Wochen nach den ersten Lockerungsschritten - und der vielen negativen Folgen der Coronamaßnahmen gebe es gar keine Alternative zu der vorsichtigen Öffnung, so Laschet. "Das wäre auch verfassungsmäßig gar nicht haltbar."