"Lockdown light" nennt sich der Zustand, in dem sich das Leben in Deutschland derzeit abspielt. "Light" suggeriert Leichtigkeit - aber die Maßnahmen, mit denen die Zahl der Covid-19-Infektionen drastisch gesenkt werden soll, treffen die Menschen schwer: keine Besuche in Restaurants, keine Feiern mit den Verwandten, Maskenpflicht im Schulunterricht. Und das den ganzen, grauen November lang.
Wenigstens scheint das Ende absehbar - wichtig nicht nur für Kulturschaffende und Gastronomen, die schon vom ersten "Lockdown" im Frühjahr massiv betroffen waren. Für Ministerpräsident Armin Laschet war die Sache offensichtlich klar: "Uns ist es leichtgefallen, hier mitzumachen, weil wir auch den Bürgerinnen und Bürgern versprechen können: Diese Maßnahmen sind befristet", sagte er vergangene Woche, nachdem sich die Ministerpräsidenten und die Bundeskanzlerin auf die Maßnahmen geeinigt hatten. "Sie gelten bis zum 30. November. Wir brauchen danach nicht zu diskutieren: was machen wir auf oder was schließen wir." Aber dann der Satz: "Es gilt das Ziel: Am 30. November sollen die Maßnahmen beendet werden." Uneingeschränkter Optimismus sieht anders aus.
Der 30. November ist nicht in Stein gemeißelt
Denn die Frage ist: Wird das Ziel, die Zahl der Covid-19-Infektionen drastisch zu senken, wirklich bis Ende November erreicht? Laschet wollte am Tag 1 des "Lockdowns" keine falschen Hoffnungen wecken. "Da wir nicht wissen, wie die Maßnahmen wirken, will ich nichts versprechen. Wir tun alles, dass es für diesen einen Monat beschränkt bleibt", antwortete er einem Hörer am Montagmorgen bei WDR 2.
Merkel bremst
Damit liegt der CDU-Ministerpräsident auf einer Linie mit der Bundeskanzlerin. Die erklärte am Montagnachmittag vor Journalisten noch einmal, wie wichtig es sei, die Inzidenzzahlen unter 50 zu drücken - sonst würden die Gesundheitsämter bei der Nachverfolgung von Kontakten endgültig scheitern. Ob sie den Gastronomen zusichern könnte, dass sie Anfang Dezember wieder öffnen könnten? "Ich möchte noch nicht über den 30.11. sprechen", war die knappe Antwort.
Hauptsache, es klappt mit Weihnachten
Denn: Mitte des Monats, am 16. November, will sie mit den Ministerpräsidenten erst eine Zwischenbilanz ziehen. Greifen die Maßnahmen? Wird es in vier Wochen gelingen, die Voraussetzungen für "einen erträglichen Dezember" zu schaffen? Oder müssen weitere, noch drastischere Maßnahmen ergriffen werden - Schulschließungen und Besuchsverbote inklusive?
Kurz: Es ist nicht ausgemacht, dass der "Lockdown light" am 30. November zu Ende geht. Hoffnung macht Merkel trotzdem: Sie ist zuversichtlich, dass die Deutschen Weihnachten im Kreise der Lieben feiern können: "Es wird ein Weihnachten unter Corona-Bedingungen sein, aber es soll keines in Einsamkeit sein."