"Wer Ostern verreist, gefährdet den Sommerurlaub", hat Vizekanzler Olaf Scholz am Sonntag in einem Zeitungsinterview gesagt. Auf Mallorca hören sie solche Sätze nicht so gern. Beatrice Ciccardini zum Beispiel: Sie hat direkt am Strand in der Nähe des sogenannten Ballermanns ein Restaurant.
"Mir ist ein riesen Stein vom Herzen gefallen, als ich gehört habe, dass Deutschland die Balearen nicht mehr zum Risikogebiet erklärt. Ich brauche die Deutschen. Sie gehören zu meinen treuesten Kunden", sagt die gebürtige Schweizerin, die seit Jahrzehnten auf Mallorca lebt und arbeitet.
Tristesse: Geschlossene Läden, abgesperrte Hotels
Die Menschen auf Mallorca sind auf den Tourismus im Sommer angewiesen, um durch den Winter zu kommen. Das Konzept ging schon im vergangenen Jahr wegen der Pandemie nicht auf. Eine Wiederholung von 2020 wollen auf Mallorca alle verhindern.
Wer am Strand entlanggeht, sieht vor allem eines: Tristesse. Bars, Restaurant, kleine Supermärkte, in denen man das Nötigste für den Strandtag kaufen kann: alles geschlossen. Manche Hoteleingänge sind mit Zäunen abgesperrt, damit niemand einbricht. Es sieht nicht so aus, als würden sie bald wieder öffnen.
Urlaub mit schlechtem Gewissen
Noch sind wenige Touristen auf Mallorca – das wird sich zu Beginn der Osterferien wohl ändern. Mit Reportern offen sprechen, das wollen viele Urlauber nicht. Viele plagt doch ein schlechtes Gewissen: Verreisen in der Pandemie, ist das in Ordnung?
"Ja", sagt Peter Wackel. Der 44-Jährige ist Mallorca-Sänger. Vor der Pandemie trat er mehrmals in der Woche in großen Discos am Ballermann auf. Diese Partys wird es auch in dieser Saison nicht geben. "Fast jeder hier auf der Insel kennt inzwischen jemanden, der sein warmes Essen in einer Suppenküche bekommt. Staatliche Hilfen gibt es hier nicht im großen Umfang. Die Menschen brauchen die Touristen. Egal ob Hotelangestellter, oder Handwerker, der Klimaanlagen in Ferienbungalows repariert." Viele Mallorquiner hätten aber auch Angst, dass die Touristen die sehr niedrigen Coronazahlen auf der Insel wieder ansteigen ließen, trotz strenger Einreise, die einen negativen PCR-Test voraussetzt.
Ausgangssperre ab 22 Uhr
Mallorca ist abhängig vom Tourismus. 2019, vor Corona, ließen Gäste rund 15 Milliarden Euro auf der Insel. Im vergangenen Jahr waren es weniger als zwei. Auf einem kleinen Platz in Palma in der Nähe des Hafens ist Leben zurückgekehrt. Menschen sitzen draußen beim Essen, vor der Eisdiele eine kleine Schlange. Nur ein kurzes Vergnügen, denn Restaurants müssen um 17 Uhr schließen.
Abendessen geht dann nur in den Hotels: Buffet, Selbstbedienung - alles wie immer – nur mit Maske. Auf den ersten Blick wirkt das etwas befremdlich: Denn die wenigen geöffneten Hotels sind schon gut besucht, entsprechend voll ist es im Speisesaal. Wer danach noch draußen etwas unternehmen will, muss sich beeilen. Denn ab 22 Uhr gilt auf Mallorca eine Ausgangssperre. Und zu Ostern wurden die Regeln nochmal verschärft: Es dürfen sich nur noch Personen aus einem Haushalt treffen – das gilt auch für Touristen. Mit Freunden zusammen eine Ferienwohnung auf Mallorca mieten: verboten.