30 Millionen Impfungen gegen Corona in Deutschland bis Weihnachten. Diesen ehrgeizigen Plan verfolgt der designierte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) seit knapp einer Woche. Doch ob Scholz, der von einer "nationalen Aufgabe" sprach, sein Ziel erreicht, ist derzeit völlig offen.
Virologen wie Christian Drosten teilen den Ansatz: Sollte es keinen Fortschritt bei den Impfungen geben, müsse man sich auf "mindestens 100.000 weitere Corona-Tote" vorbereiten, sagte er unlängst.
Warten auf den bundesweit großen Impf-Run
Aber nach den großen Impfrekorden sieht es bundesweit aktuell nicht aus. Laut Impfdashboard des Robert Koch-Instituts (RKI) wurden am 6. Dezember 614.000 Impfdosen verabreicht. Am 30. November haben sich laut RKI rund 807.000 Menschen impfen lasse.
Aktuell sind nach RKI-Angaben 23,2 Millionen Menschen in Deutschland nicht geimpft, das entspricht 27,9 Prozent der Bevölkerung. Für vier Millionen dieser Menschen im Alter von 0 bis 4 Jahren gibt es bislang keinen zugelassenen Impfstoff.
Rekordwert an Impfungen in NRW
NRW steht übrigens in Sachen Corona-Impfungen gut da. Das Land konnte in der Woche vom 29. November bis 5. Dezember einen Rekordwert verbuchen: Insgesamt 1,4 Millionen Menschen wurden laut Gesundheitsministerium in der Zeit gegen das Coronavirus geimpft, das sind 400.000 mehr als in der Vorwoche.
Von den 1,4 Millionen Impflingen haben sich 1,2 Millionen boostern lassen. Aber auch der vergleichsweise kleine Teil der Erstimpfungen habe in NRW zugelegt, hieß es. Er habe sich fast verdoppelt, und zwar fast auf gut 140.000 gegenüber der Vorwoche. Wenn dieses Impf-Tempo anhalte, sei es realistisch, dass NRW seinen Anteil am bundesweit ausgegebenen Ziel von 30 Millionen Impfungen bis Weihnachten erreiche, so das NRW-Gesundheitsministerium.
Experten sind skeptisch, ob 30 Millionen erreicht werden können
Experten sehen aber eine große Hürde für das Erreichen des 30-Millionen-Ziels: Das Problem sei nicht, dass die Ärzte den Impfstoff nicht an den Mann bekämen, sagte Thomas Schulz, Leiter des Virologie-Instituts der Uni Hannover. Vielmehr gebe es "Probleme bei der Verteilung". Auch der Epidemiologe Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut in Bremen, sagte, er habe wegen eines möglichen Impfstoffmangels Zweifel an der Umsetzung des Ziels. "Aber auch ein knappes Scheitern wäre schon etwas."