Die Kulturbranche scheint aus ihrer Starre zu erwachen: Mit der Aktion #sangundklanglos wollten mehrere Orchester gemeinsam protestieren. 20 Minuten Stille gegen den Kultur-Lockdown, das ist der Plan, zu dem auch das Bündnis #AlarmstufeRot aufrief.
Am Montagabend um 20 Uhr sollten Videos, Livestreams und Beiträge mit den Hashtags #sangundklanglos und #alarmstuferot veröffentlicht werden, die "individuell dargestellte Stille" zeigen. Die Initiatoren riefen jeden auf, mitzumachen - von den großen Kulturinstitutionen bis zum einzelnen Künstler. Man könne Livestreams aus dem Proberaum senden, aus dem Wohnzimmer - oder nur ein "Stillleben" entwerfen.
20 Minuten Stille
So kündigten die Münchner Philharmoniker, das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und die Bayrische Staatsoper gemeinsam an, um 20 Uhr zu einem Konzert auf die Bühne zu treten, aber nichts zu spielen. "Und nach ca. 20 Minuten Stille wieder abtreten", heißt es.
Bisher waren aus der Kulturbranche auffallend wenig Klagen über die Auswirkungen der Corona-Maßnahmen zu hören gewesen. Erst seit wenigen Tagen regt sich stärkerer Protest.
Er sei "ziemlich sauer", sagt etwa der Musiker Till Brönner in einem fast drei Millionen Mal geklickten Video auf Instagram. Seit Monaten werde "eine ganze Branche lahmgelegt", und gleichzeitig zeigten sich Bühnenkünstler in ihrem Protest immer noch "übervorsichtig", obwohl ihre Existenz auf dem Spiel stehe. Betroffen seien nicht nur Musiker, sondern auch Toningenieure, Lichttechniker, Caterer, Bühnenbauer, Busfahrer, Agenturen, Hallenbetreiber.
Deutschland, so Brönner, betrachte sich als das Land der Dichter und Denker. Gleichzeitig würde hierzulande in systemrelevante und -irrelevante Berufe unterschieden - wobei die Künstler zur letztgenannten Gruppe gehörten.
Kultur sei aber kein Luxus, sondern spüle Geld in die Kassen des Staates, stellt er klar. Über 130 Milliarden Euro setze die Branche im Jahr um. "Wir sind zu leise", stellt Brönner fest, "und genau das rächt sich jetzt."
Helge Schneider schreibt dem Finanzminister
Der Komiker Helge Schneider war schon vor einigen Tagen selber aktiv geworden: Er hatte kritisiert, dass die Bundesregierung die 75 Prozent Ausfallentschädigung auch für Soloselbstständige auf den Jahresvormonat, also November 2019, berechnen wollte. In einem auf Facebook veröffentlichten Brief an Finanzminister Olaf Scholz schrieb Schneider: "Bitte mach das anders".
Er schlug vor, für die Entschädigung einen Durchschnittswert heranzuziehen. Denn er selber beispielsweise habe im November 2019 "nichts verdient". Finanzminister Olaf Scholz reagierte prompt. Seinen Staatssekretär Wolfgang Schmidt ließ er auf Twitter antworten: "So machen wir es." Soloselbstständige könnten nun wählen: Entweder Vorjahresmonatsumsatz oder Durchschnitt des Jahresumsatzes 2019.