Der Ticker von Sonntag (02.08.2020) zum Nachlesen

Stand: 02.08.2020, 21:33 Uhr

  • Hausärzte rechnen mit chaotischen Zuständen in Praxen
  • Gratistests für Kita-Personal starten
  • Viele Neuinfektionen: NRW-Krankenhäuser rüsten sich
  • Kritik an Berliner Protest gegen Corona-Auflagen
  • Alle Entwicklungen hier im Live-Ticker

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Was gibt es Neues in Sachen Coronavirus? Hier im Live-Ticker halten wir Sie über die Entwicklungen auf dem Laufenden.

Hausärzteverband: Coronatests sind eine Herausforderung

Seit Samstag können sich alle Einreisenden innerhalb von 72 Stunden nach der Ankunft in Deutschland auch ohne Krankheitsanzeichen kostenlos testen lassen. Das legt eine Verordnung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) fest. Der Hausärzteverband Nordrhein sieht einem möglichen Ansturm von Urlaubsrückkehrern auf die Praxen mit Sorge entgegen.

Die Vorbereitung auf einen möglichen Ansturm ab Montag sei "eine Herausforderung, weil Hausarztpraxen keine Testzentren sind", sagte Oliver Funken, Vorsitzender des Hausärzteverbands Nordrhein, heute in der "Aktuellen Stunde" des WDR. Es sei ein Problem, die zusätzliche Arbeit zu stemmen. Er gehe davon aus, dass es "ein bisschen chaotisch" werde.

Funken sorgt sich auch darum, dass bei einem Test-Ansturm andere Patienten sich nicht mehr in die Praxis trauen würden. "Die Patienten, die besonders betroffen sind, haben wir jetzt in den Praxen. Die müssten wir wieder rausdrängen - und irgendwann haben die auch keine Lust mehr."

Man müsse nun in den Praxen Flexibilität zeigen. In seiner Praxis gäbe es für Montag eine "klare Ansage: Jeder, der bei uns reinkommt, wird gefragt: Von wo kommen sie? Was wollen Sie? Wenn die Antort ist: 'Ich will getestet werden" ist die Antwort: Dann kommen Sie zu einer anderen Uhrzeit."

Gratis-Tests für Kita-Mitarbeiter starten

Symbolbild: Eine Erzieherin steht in einer Kindertagesstaette

Erzieherinnen und Tagesmütter haben ab morgen die Möglichkeit, sich vorsorglich und kostenlos auf das Coronavirus testen zu lassen. In der Woche darauf starten die Testmöglichkeiten für Beschäftigte an Schulen. Zunächst bis zu den Herbstferien kann das Personal in Kitas und Schulen dann im Wechsel alle zwei Wochen einen Abstrich machen lassen. Die Kosten übernimmt das Land.

Gerade das sorgt allerdings für Kopfschütteln in der Pflegebranche. Dort werden schon lange kostenlose oder auch verpflichtenden Reihentestungen gefordert. "Es ist nur völlig unverständlich, dass ausgerechnet für Personal in der Pflege und Behindertenhilfe nicht das Gleiche gilt", ärgert sich Christian Woltering, Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes NRW.

Neuinfektionen: NRW-Krankenhäuser rüsten sich

Angesichts steigender Neuinfektionszahlen rüsten sich die Krankenhäuser in Nordrhein-Westfalen dafür, wieder mehr Corona-Patienten behandeln zu müssen. Im Ruhrgebiet etwa, wo das Robert Koch-Institut (RKI) stark steigende Zahlen vermeldet, haben inzwischen viele Krankenhäuser wieder Besuchsverbote eingeführt und planbare Operationen verschoben.

Der Präsident der Krankenhausgesellschaft NRW, Jochen Brink sieht die Krankenhäuser allerdings inzwischen gut vorbereitet. Es gebe genügend Schutzausrüstungen für das Klinikpersonal, das zudem über mehr praktische Erfahrungen für die Corona-Behandlung verfüge. Derzeit gibt es in NRW 5.704 Intensivbetten mit einer Beatmungsmöglichkeit, 4.047 davon sind belegt - weit überwiegend allerdings nicht von Covid-19-Patienten.

Kommt die Maskenpflicht in Schulen?

Kurz vor dem Ende der Sommerferien in mehreren Bundesländern hat sich Bildungsministerin Anja Karliczek für eine Maskenpflicht in Schulgebäuden ausgesprochen. Die CDU-Politikerin sagte der "Welt am Sonntag", der Präsenzunterricht werde nur mit weiteren Hygiene- und Abstandsregelungen funktionieren. In NRW sollen die Schulen nach den Ferien in den Regelbetrieb zurückkehren.

Auch der NRW-Lehrerverband (NRWL) sprach sich für eine Maskenpflicht in den ersten Schulwochen in NRW aus. "Im Unterricht ist das Tragen einfach nicht darstellbar", sagte NRWL-Präsident Andreas Bartsch der "Rheinischen Post". "Aber sobald die Schüler die Klasse verlassen, sollten sie vom Land dazu verpflichtet sein, eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen." Auf den Gängen könne es sich knubbeln, dann würden oft die Abstände nicht eingehalten. Auf den Schulhöfen könne wegen der Frischluft darauf verzichtet werden, betonte er.

16 Infektionen auf Jülicher Obsthof: Quarantäne

Im Kreis Düren sind über das Wochenende weitere 20 Menschen positiv auf das Corona-Virus getestet worden - 16 davon auf einem Jülicher Obsthof. Bei den 16 Infizierten handele es sich um Erntehelfer, wie der Kreis Düren heute mitteilte. Der gesamte Betrieb stehe derzeit unter Quarantäne, 280 Menschen seien getestet worden.

"In den nächsten Tagen werden alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur weiteren Überprüfung noch mehrfach getestet werden", sagte Dr. Norbert Schnitzler, Leiter des Kreis-Gesundheitsamtes. Mitarbeiter, die negativ getestet worden sind und keinen Kontakt zu positiv getesteten Personen hatten, dürfen ihrer Arbeit unter strengen Hygienemaßnahmen weiter nachgehen. Sie sollen den Hof nur verlassen, um auf den Feldern zu arbeiten.

Freizeitzpark "Düsselland" zieht gemischte Bilanz

Nach fünf Wochen unter Corona-Bedingungen ist der temporäre Freizeitpark "Düsselland" mit insgesamt gut 100.000 Besuchern zu Ende gegangen. Heute zog Veranstalter Oscar Bruch eine gemischte Bilanz. Es sei positiv, dass die Anbieter vielen Familien in den Ferien mit Wildwasserbahn, Riesenrad und "Wilder Maus" eine Freude machen konnten, betonte er. Aber keiner der Schausteller habe seit Weihnachten Geld verdient. Von der Politik sei während der Pandemie "so gut wie keine Unterstützung" gekommen, und er habe mehr Gäste erhofft.

Kritik an Berliner Protest gegen Corona-Auflagen

Anti-Coronademonstrationen in Berlin haben breite Kritik ausgelöst. Dicht gedrängt bei sommerlicher Hitze standen knapp 20.000 Menschen gestern bei einer Demo in Berlin zusammen, um gegen die staatlichen Corona-Auflagen zu protestieren. Weil sich viele weder an die Maskenpflicht noch an den Mindstabstand hielten, löste die Polizei die Kundgebung auf. Mehrere Vertreter der Veranstalter wurden unter Protestrufen von Kundgebungsteilnehmern von der Bühne geholt.

Passanten mit Mund-Nase-Schutz wurden teils aggressiv aufgefordert, ihre "Masken weg" zu nehmen. Auch Journalisten wurden angegangen. Aufgerufen zum Protest hatte ein Bündnis aus Stuttgart. Gekommen waren unter anderem Impfgegner, Hippies, Corona-Leugner, Verschwörungstheoretiker und Rechtspopulisten.

Neben Gegendemonstranten übten auch Politiker Kritik am Verhalten der Protestler: "Es ärgert mich maßlos", so Berlins regierender Bürgermeister Michael Müller. "Die reisen aus Stuttgart an, um in unserer Stadt Randale zu machen. Sie riskieren damit die Gesundheit anderer Menschen." SPD-Vorsitzende Saskia Esken nutze in einem Twitterbeitrag den Hashtag "Covidioten" und auch Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) übte Kritik am Berliner Protestzug: "Ja, Demonstrationen müssen auch in Corona-Zeiten möglich sein. Aber nicht so".

Linken-Chefin Katja Kipping bezeichnete die Forderungen von Demonstranten, die Corona-Auflagen aufzuheben, als "Aufruf zur Rücksichtslosigkeit". Der italienische EU-Kommissar Gentiloni twitterte, das Verhalten der Demonstranten in Berlin sei "beängstigend" - und eine solche Idee von "Freiheit" nicht zum Lachen.

Söder kann sich neue Hilfen für Industrie vorstellen

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder bringt angesichts der Corona-Rezession Hilfen für exportabhängige Industriebranchen ins Spiel. Deutschlands Hauptproblem sei, "dass wir unter den internationalen Schwierigkeiten leiden", sagte der CSU-Vorsitzende am Sonntag im ARD-Sommerinterview. Es gebe keine Alternative zu einer sinnvollen Gesundheitspolitik und der Stärkung der Binnennachfrage.

Erwogen werden sollte darüber hinaus aber auch ein "Stützprogramm für die industriellen Branchen, die vom Ausland stark betroffen sind", sagte Söder. "Das sind nicht nur Automobilzulieferer. Das gilt für Luft-, Raumfahrt und besonders den Maschinenbau." Der CSU-Chef sprach sich außerdem dafür aus, am Instrument der Kurzarbeit festzuhalten.

WHO zu Corona-Pandemie: Noch lange kein Ende in Sicht

Die WHO rechnet nicht damit, dass die Corona-Pandemie bald vorbei sein wird. Die Gefahr sei nach wie vor "sehr hoch", warnte die Organisation. In einigen Teilen der Welt breitet sich das Virus weiter rasant aus.

Mindestens 40 Infizierte auf norwegischem Kreuzfahrtschiff

Mindestens 40 Passagiere und Besatzungsmitglieder des norwegischen Kreuzfahrtschiffes "MS Roald Amundsen" sind positiv auf das Coronavirus getestet worden. Das Virus sei bei 36 der 158 Crew-Mitglieder nachgewiesen worden, teilen die Gesundheitsbehörden mit. Vier von ihnen seien bereits am Freitag ins Krankenhaus eingeliefert worden, nachdem das Schiff im Hafen Tromsö festgemacht hatte. Die Crew wurde unter Quarantäne gestellt. Die 178 Passagiere durften von Bord gehen, da zu dem Zeitpunkt keine Ansteckung bekannt war. Die Behörden versuchen, die Reisenden zu finden, die bei den beiden jüngsten Arktis-Reisen an Bord waren.

Belgien verhängt Reiseverbote für mehrere EU-Regionen

Wegen des starken Anstiegs von Infektionsfällen hat die belgische Regierung touristische Reisen in mehrere EU-Regionen verboten. "Nicht unbedingt notwendige Reisen" in die spanischen Regionen Navarra, Aragon, Barcelona und Lleida in Katalonien seien nicht mehr erlaubt, teilte das Außenministerium in Brüssel mit. Auch Gebiete in Bulgarien, Rumänien, Großbritannien, Frankreich und der Schweiz stehen auf einer "roten Liste". Wer von dort nach Belgien zurückkehrt, muss in Quarantäne.

USA: Mehr als 4,6 Millionen Infizierte

In den USA haben sich nach Behördenangaben mehr als 4,6 Millionen Menschen nachweislich mit dem Coronavirus angesteckt. Binnen 24 Stunden seien 58.947 Neuinfektionen gemeldet worden, teilt die Behörde CDC (Centers for Disease Control and Prevention) mit. Die Gesamtzahl steige damit auf 4.601.526. Die Zahl der Todesfälle in Zusammenhang mit dem Virus sei um 1.132 auf 154.002 angestiegen. Die USA sind sowohl bei der Infektions- als auch bei der Totenzahl das mit Abstand am stärksten betroffene Land der Welt.

Russland will im Oktober erste Impfungen durchführen

Im Kampf gegen das Coronavirus will Russland im Herbst mit Impfungen beginnen. Dies sei für Oktober geplant, sagte Gesundheitsminister Michail Muraschko der Staatsagentur Tass zufolge. Zunächst sollten dann Ärzte und Lehrer geimpft werden, dann schrittweise der Rest der Bevölkerung.

Die Zahl der bestätigten Coronavirus-Ansteckungen stieg in Russland auf über 850.000 an. Die Behörden meldeten heute 5.427 Neuinfektionen. Mit 850.870 Fällen hat Russland nach den USA, Brasilien und Indien die meisten Infektionsfälle weltweit. Die Zahl der Todesfälle stieg um 70 auf 14.128.

Bessere Quarantäne-Strategie gefordert: Fokus auf "Superspreader"

Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach hat in der "Aktuellen Stunde" seinen Vorschlag erneuert, die Quarantäne-Strategie in der Pandemie zu ändern. Er wirbt dafür, sich auf die sogenannten Superspreader zu konzentrieren, also Menschen, die besonders viele andere anstecken.

Außerdem solle die Quarantänepflicht sofort nach einem Risikokontakt gelten, nicht erst nach positivem Test. Außerdem plädierte Lauterbach für ein härteres Vorgehen des Staates gegen Abstands-Verweigerer. Appelle reichten nicht, rücksichtsloses Verhalten müsse bestraft werden. Wenn die Menschen nicht vorsichtiger würden, sieht Lauterbach Deutschland in sechs Wochen "im roten Bereich" - mit Infektionszahlen, die außer Kontrolle geraten.

Corona-Infektion schließt Körperspende aus

Wer an einer Coronavirus-Infektion stirbt, kann seinen Leichnam nicht mehr als Körperspender zur Verfügung stellen. Bei meldepflichtigen Infektionskrankheiten lehne das Institut für Klinische Anatomie der Universität Tübingen Körperspenden ab, teilte Direktor Bernhard Hirt mit. Auch bei extremer Dickleibigkeit oder einer Tumorerkrankung mit vielen Metastasen komme eine Spende nicht infrage. 4.000 Menschen sind derzeit an der Tübinger Anatomie als Körperspender eingetragen. Das bedeutet, sie stellen ihren Körper nach ihrem Tod der Ausbildung von Medizinstudenten und Chirurgen zur Verfügung.

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