Für Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) bleibt nur wenig Zeit, um die größte Impfaktion anzuschieben, die das Land je erlebt hat: es geht um Tage. Zwar wird der Bund den Impfstoff kaufen, dann aber wird er an die Bundesländer verteilt.
Schon kommende Woche muss NRW zwölf Stellen im Land benennen, in denen die Ampullen zwischengelagert werden. Einfache Lagerhallen werden nicht reichen: je nach Hersteller muss das Medikament bis zur Verabreichung durchgehend auf minus 70 Grad gekühlt werden – eine Herausforderung auch für den Transport.
60.000 Impfungen pro Tag - ein Jahr lang
Die ganze Impfkampagne ist eine Mammutaufgabe. Experten gehen davon aus, dass zur Immunisierung nicht eine Injektion ausreicht, sondern dass die Impfung nach einem Monat wiederholt werden muss. Für Nordrhein-Westfalen heißt das: ein Jahr lang müssen täglich – auch samstags und sonntags - 60.000 Menschen geimpft werden. Und dann hätte man nur 60 Prozent der Bevölkerung erreicht.
Schon die Hardware wird zum Problem. Neben dem Impfstoff braucht das Land 21,6 Millionen Spritzen und Kanülen. Während Bayern den Bedarf für seine Bürger bereits eingelagert hat, verfügt NRW im Moment im Moment nur über zwei Millionen Impfbestecke. Der Rest soll bald bestellt werden, in der Hoffnung, dass die Hersteller auch liefern können. Weltweit ist die Nachfrage nach solchen Produkten gerade gewaltig.
Arztpraxen, Impfzentren, mobile Impfteams
"Parallel kümmern wir uns um das Fachpersonal, das die Impfung dann durchführt", sagte Minister Laumann dem WDR. Zwar könne eine Arzthelferin die Spritze setzen, ein Arzt müsse aber immer anwesend sein, um bei Komplikationen oder Unverträglichkeiten schnell eingreifen zu können.
Für mobile Menschen sollen Arztpraxen erste Ansprechpartner bei der Impfung sein. Diese könnten aber leicht an ihre Grenzen stoßen. Um einen Termin zu bekommen, arbeiten das Gesundheitsministerium und die Kassenärztliche Vereinigung im Moment an digitalen Lösungen. Zudem wurde bei Ärztekammern abgefragt, ob Ärzte "die jetzt im Ruhestand sind, sich noch einmal einbringen können", sagte Laumann.
Entlastung sollen zudem Impfzentren bringen. Wo genau diese eingerichtet werden, ist noch unklar. Besonders gefährdete Bewohner von Altenheimen sollen durch mobile Impfteams versorgt werden.
Wer darf zuerst?
Ungeklärt ist allerdings noch die Frage, wer zuerst geimpft werden soll. Sind es besonders gefährdete alte Menschen? Medizinisches Fachpersonal? Menschen in systemrelevanten Bereichen? Oder jene, die beruflich besonders vielen Kontakten ausgesetzt sind?
Diese Fragen klären im Moment Experten der Ständigen Impfkommission, der Nationalen Wissenschaftsakademie Leopoldina und der Deutsche Ethikrat. Dessen Sprecher sagte dem WDR, die Ergebnisse sollten spätestens übernächste Woche bekanntgegeben würden.