Fahrradfahrer fährt neben LKW im toten Winkel

Lkw fährt Fünfjährigen an: Warum es diese Unfälle nicht mehr geben dürfte

Stand: 05.11.2024, 19:31 Uhr

Immer wieder verunglücken Radfahrer im "toten Winkel" von Lkw - zuletzt ein Fünfjähriger in Köln. Dabei gibt es längst wirksame Abbiegeassistenten.

Von Nina Magoley

Wieder ist ein Kind auf dem Fahrrad schwer verletzt worden - im Straßenverkehr mitten in Köln. An der stark befahrenen Luxemburger Straße im Stadtteil Sülz hatte der Fahrer eines Lkw am Dienstagmorgen den Fünfjährigen beim Rechtsabbiegen übersehen und überrollt. Der Junge kam schwer verletzt ins Krankenhaus.

2.049 Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren verunglückten 2022 in NRW mit dem Fahrrad - das sind die jüngsten Zahlen des Statistischen Landesamts NRW. Eine der häufigsten Ursachen dabei: Der "tote Winkel". Vor allem Lkw-Fahrer übersehen beim Rechtsabbiegen immer wieder Fahrradfahrer - oder auch Fußgänger -, die sich auf Höhe ihres Fahrzeugs befinden. Bundesweit wurden laut statistischem Bundesamt 2022 sogar 19 Radfahrer bei Abbiegeunfällen getötet.

Fahrradclub: "Toten Winkel gibt es nicht mehr"

Dabei dürfte es nach Ansicht des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) Unfälle im "totel Winkel" eigentlich gar nicht mehr geben: "An einem korrekt ausgestatteten Lkw sind sechs Spiegel oder Kamerasysteme angebracht, die dem Fahrer oder der Fahrerin eine Rundumsicht ermöglichen", schreibt der ADFC Berlin auf seiner Homepage.

Mit Spiegeln, die eine Rundumsicht ermöglichen, müssen neu zugelassene und bestehende Lkw schon seit 2009 ausgestattet sein. In Deutschland schreibt das die Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) vor.

Neuer Rückspiegel gegen den Toten Winkel bei LKWs

Spiegel müssen korrekt justiert sein

Dass diese Rundumsicht funktioniert, hänge aber entscheidend von der richtigen Einstellung der Spiegel ab, so der ADFC: Wenn die Spiegel korrekt justiert seien und auch genutzt würden, könnten selbst Radfahrer unmittelbar neben dem Lkw problemlos wahrgenommen werden.

Und der ADFC weist darauf hin, dass die Straßenverkehrsordnung beim Abbiegen Schrittgeschwindigkeit vorschreibt - damit der Fahrer Zeit genug hat, in alle relevanten Spiegel zu blicken.

Abbiegeassistenten werden Pflicht

Seit dem 7. Juli 2024 ist für neu zugelassene Lkw und Busse mit mehr als 3,5 Tonnen Gewicht außerdem ein Abbiegeassistenzsystem Pflicht. Manche dieser Systeme funktionieren mit Kameras, andere mit Radar- oder Sensorsystemen. In vielen Städten NRWs sind die Fahrzeuge der Müllabfuhr bereits ausgestattet mit solchen Abbiegeassistenten.

Die Bundesregierung fördert seit Jahren die Ausstattung mit Abbiegeassistenzsystemen - noch bis zum 29.November dieses Jahres.

Neuer Rückspiegel gegen den Toten Winkel bei LKWs. Im Hintergund ein Radfahrer.

Radfahrer knapp im Spiegel zu sehen

Allerdings kritisiert der ADFC, dass diese Abbiegeassistenten bislang noch händisch ausgeschaltet werden können.  

Umso wichtiger sei es daher, Kinder für die Gefahren im Straßenverkehr zu sensibilisieren. Der ADFC bietet Radfahrschulen für Kinder und Erwachsene an, in denen man das Radfahren neu erlernen oder sicherer dabei werden kann. Außerdem plädiert der Verein für getrennte Grünphasen für abbiegenden Pkw- und geradeausfahrenden Radverkehr. Das könne "Leben retten".

Bis acht auf dem Gehweg fahren

In der Broschüre "Kinder lernen Rad fahren" stellt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft viele gute Tipps und Anleitungen vor. Darin lässt sich auch nochmal nachlesen, wo Kinder eigentlich mit dem Fahrrad fahren dürfen:

  • Bis zum achten Geburtstag müssen Kinder auf dem Gehweg oder einem baulich von der Fahrbahn getrennten Radweg fahren
  • Bis zum zehnten Geburtstag dürfen Kinder auf dem Gehweg fahren
  • Ab dem zehnten Geburtstag sind sie verpflichtet, den Radweg oder die Straße zu benutzen
  • Beim Überqueren von Straßen - auch auf dem Zebrastreifen - müssen Radfahrer absteigen und schieben

Wichtig: immer mitdenken

Allen Radfahrern - und natürlich auch Kindern - rät der ADFC auf seiner Homepage, zusätzlich auf sich selbst aufzupassen:

  • Auch, wenn der Lkw nicht blinkt, sollte man immer mit einem möglichen Rechtsabbiegen rechnen
  • Wenn der Lkw bereits an einer roten Ampel steht, dann nicht direkt daneben aufstellen. Statt dessen entweder davor, im Sichtfeld des Fahrers, oder hinter dem Lkw einordnen
  • Biegt ein Lkw ab, hat das Fahrzeug eine Schleppkurve. Es kann also passieren, dass der hintere Teil des Fahrzeugs über den Bürgersteig oder den Fahrradweg rollt. Deswegen sollten Radfahrer nie neben einen Lkw fahren oder stehen, wenn dieser die Möglichkeit hat, abzubiegen. 
  • Fahrradfahrer können auch in die Spiegel eines Lkw schauen: Wenn man darin das Lenkrad und die Seitenscheibe der Fahrertür sieht, ist man auch für den Lkw-Fahrenden sichtbar.

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