Autozuliefererteile, Werkzeugmaschien, Chemie- und Pharmaprodukte – solche und andere Erzeugnisse exportieren Unternehmen aus NRW in die USA. Und der Handel boomt.
Waren im Wert von 15,7 Milliarden Euro hat die NRW-Wirtschaft im Jahr 2023 in die Vereinigten Staaten exportiert – diese Zahl nennt das Statistische Landesamt. Zum Vergleich: Zehn Jahre zuvor lag die Exportsumme laut den Statistikern noch bei 10,5 Milliarden Euro.
Doch der Handel zwischen NRW-Firmen und den Vereinigten Staaten könnte angesichts des Einzugs von Donald Trump als neuer US-Präsident ins Weiße Haus einen deutlichen Dämpfer erhalten. Die Wirtschaft in NRW, für die die USA einer der wichtigsten Handelspartner ist, ist besorgt. Und das nicht ohne Grund.
Denn Trump plant flächendeckende Zölle von zehn Prozent auf alle Importe aus Deutschland und der EU. Und Zölle von 60 Prozent auf Einfuhren aus China. "Zölle würden die Produkte von NRW-Unternehmen deutlich teurer machen und könnten dazu führen, dass sich der Export nicht mehr lohnt“, sagt Wolfgang Landmesser von der WDR-Wirtschaftsredaktion.
Folgen von US-Zöllen schon in der ersten Amtszeit Trump deutlich spürbar
Die Folgen von US-Zöllen waren schon in der ersten Amtszeit Trump deutlich zu spüren. Damals gab es laut Landmesser neben Zöllen auf Stahl- und Aluminiumprodukte auch Aufschläge für Werkzeuge wie Äxte, Schraubenzieher oder Zangen. Produkte, die Betriebe im Bergischen Städtedreieck klassischerweise herstellen. "Die betroffenen Unternehmen mussten ihre Preise senken und haben teilweise auf Gewinne verzichtet, um in den USA im Geschäft zu bleiben", so Landmesser. Präsident Joe Biden setzte die Zölle nur vorübergehend außer Kraft. Trump könnte sie sehr schnell wieder scharf schalten - und deutlich ausbauen.
Maschinenbau-Firma will Lieferketten neu justieren
Besorgt zeigt sich auch Olaf Tünkers gegenüber dem WDR. Er ist einer der Geschäftsführer der Maschinenbau-Firma Tünkers in Ratingen im Kreis Mettmann. Er befürchtet steigende Preise, falls Trump seinen Plan, flächendeckende Zölle von zehn Prozent auf alle Importe zu erheben, durchsetzt. Im Klartext würde das heißen: Alles, was in Deutschland produziert und in die USA ausgeführt wird, werde zehn Prozent teurer.
Zudem müsse das Unternehmen Tünkers seine Lieferketten neu justieren. "Wir werden nicht direkt anfangen, in Amerika zu produzieren, aber wir werden einige Arbeitsgänge dort stärker integrieren.“ Auch zu der bei der Wahl unterlegenen Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris äußert sich Tünkers:
Rollt ein globaler Handelskonflikt auf uns zu?
Sollte Trump seine Pläne in Sachen Einfuhr-Zölle tatsächlich umsetzen, ist nicht ausgeschlossen, dass auch die EU und China mit Zöllen reagieren. "Dann kann auf uns alle ein globaler Handelskonflikt zurollen", sagte Ralf Schlindwein, Geschäftsführer International bei der IHK Düsseldorf, dem WDR.
Dies könnte dann mit wirtschaftlichen Einbußen bei uns in Deutschland und in der EU einhergehen, da dann beispielsweise auch die Nachfrage nach bestimmten Produkten zurückgehe.
Europa muss unabhängiger von Amerika werden
Wie es nun für die Wirtschaft weitergeht? Jürgen Schnitzmeier berät als Geschäftsführer der Zenit GmbH NRW-Unternehmen. Zenit steht für: Zentrum für Innovation und Technik in NRW. Gegenüber dem WDR sagte Schnitzmeier, die USA seien einer der wichtigsten Handelspartner für NRW-Unternehmen. Die Firmen exportierten vier Mal so viele Waren in die USA als nach China. Europa müsse nun versuchen, unabhängiger von den Vereinigten Staaten zu werden. "Insofern kann der Ausgang der US-Wahl mit Donald Trump als Sieger auch heilsam für die NRW-Wirtschaft sein", so Schnitzmeier.
Unsere Quellen:
- WDR-Wirtschaftsredakteur Wolfgang Landmesser
- Olaf Tünkers, einer der Geschäftsführer der Maschinenbau-Firma Tünkers, gegenüber dem WDR
- Ralf Schlindwein, Geschäftsführer International bei der IHK Düsseldorf, gegenüber dem WDR
- Jürgen Schnitzmeier, Zenit GmbH, gegenüber dem WDR
Über dieses Thema berichten wir im WDR am 06.11.2024 auch im Fernsehen: Aktuelle Stunde, ab 18.45 Uhr.