Stefan Zelinski, Vater von vier Kindern, schläft derzeit auf der Couch im Wohnzimmer. Im Elternschlafzimmer sind jetzt die Kinder untergebracht, weil ihr Zimmer wegen Schimmels unbewohnbar sei.
Stefan Zelinski
So oder so ähnlich erzählen im "Wohnpark Melsterberg" viele über ihre Wohnsituation. Die Gesellschaft Belvona ist noch recht jung, hat aber schon tausende Wohnungen aufgekauft. In jüngster Vergangenheit mehrten sich landesweit die Beschwerden.
Zwei Häuser weiter wohnt Joachim Rifke. Der Rentner schwitzt – nicht nur aus Angst vor einer horrenden Heizungsrechnung. Seit vergangenem Sommer, sagt er, lasse sich die Heizung nicht mehr abstellen. Einen Hausmeister gebe es schon lange nicht mehr. Telefonisch sei bei Belvona niemand erreichbar. Auf eine E-Mail antworte niemand.
Die kalte Luft zieht durch die undichte Decke.
Nebenan bekommt Helena Pijcki im Badezimmer dagegen kalte Füße. Vor zwei Jahren hat sie sich gefreut, dass ihre Wohnung endlich Zentralheizung bekam. Doch seither sind die Rohre nicht unter Putz gelegt. Zum Keller hin klafft ein großes Loch. Von dort rauscht die kalte Luft durch ihr Bad.
Viele Wohnungen stehen inzwischen leer. Vergangene Woche hat die Stadt Werl zwei der Hochhäuser räumen lassen. In einem bestand wegen Schäden an den Stromverteilerkästen Lebensgefahr. Beim Evakuieren hatte die Feuerwehr leichtes Spiel. Von den 56 Wohnungen waren nur 17 bewohnt.
Die Initiative "Wir wollen wohnen" der Sozialverbände bezeichnete die Situation in Werl als "profitorientiertes Vernichten von Wohnraum". Es sei richtig gewesen, zwei Häuser zu sperren. "Das verschärft zwar die Wohnungssituation in Werl, aber es ist richtig von der Stadt, dem einen Riegel vorzuschieben", so Jutta Reiter vom Deutschen Gewerkschaftsbund, der auch der Initiative angehört.
Die Wohnungsgesellschaft Belvona äußerte sich überrascht über die Räumung. Man wolle sich jetzt einen Überblick verschaffen. Grundsätzlich seien bereits vor der Räumung umfangreiche Instandsetzungsmaßnahmen geplant gewesen. "An diesen Plänen hat sich nichts geändert, obgleich sich diese angesichts der Baualtersklasse und der Auslastung geeigneter Unternehmen als große Herausforderung darstellen".