Einmal am Tag kommt Johannes in die Praxis am Drogenhilfezentrum und bekommt hier Polamidon. Das ist ein Ersatz für Straßenheroin, das oftmals mit Giftstoffen oder sogar Glassplittern gestreckt ist und nur schätzungsweise fünf bis acht Prozent Heroin enthält. Er ist dankbar für das Angebot. "Ansonsten müsste ich schauen, wo und wie ich auf der Straße was bekomme", sagt der Bielefelder, der seit acht Jahren abhängig ist.
Investitionen in Millionenhöhe
Heroin auf Rezept – das hört sich für die allermeisten erstmal unverantwortlich und gefährlich an. Aber viele Experten sagen genau das Gegenteil. Bei einer kleinen Gruppe von Schwerstabhängigen könne Diamorphin, also synthetisches Heroin, beim Ausstieg helfen und ein normaleres Leben ermöglichen. Und deshalb wird es seit mehr als zehn Jahren in der Substitutionstherapie eingesetzt.
Künftig sollen Heroinabhängige aus Bielefeld im Drogenhilfezentrum mit Diamorphin versorgt werden. Weil die Sicherheitsauflagen aber sehr hoch sind und der Platz im bestehenden Gebäude nicht mehr ausreicht, planen Stadt und Drogenberatung gleich nebenan eine neue Einrichtung. Der Anbau soll eine Grundfläche von 300 Quadratmetern vorweisen und rund 1,5 Millionen Euro kosten.
Bald zwei Diamorphin-Ambulanzen in Bielefeld
Ein Arzt aus Düsseldorf plant am Hauptbahnhof schon länger eine Diamorphin-Ambulanz einzurichten - für bis zu 250 Menschen aus der ganzen Region und nicht nur für Bielefeld. Diese Pläne sorgten zuletzt für großen Unmut bei Stadt und Drogenberatung. Manch einer fürchtet sogar eine Art "Drogentourismus". Die Sorgen der Kritiker teilt der Arzt nicht - er verweist auf gute Erfahrungen in den Ambulanzen anderer Städte in Nordrhein-Westfalen.