"Tisa" heißt einer der beiden Bohrer, die sich durch den Untergrund von Ibbenbüren gearbeitet haben. Es sind Maschinen mit gigantischen Ausmaßen: mehr als 200 Meter lang und 570 Tonnen schwer. Sie haben sich in bis zu 100 Metern Tiefe durchs Erdreich gegraben, mehr als sieben Kilometer weit, für den unterirdischen Grubenwasserkanal.
Pumpen außer Betrieb

Bohrer "Tisa" gräbt sich durch das Erdreich.
Der Kanal ist nötig, um das Grubenwasser kontrolliert abzuleiten. Grubenwasser ist Regenwasser, das im Boden versickert und sich in Hohlräumen sammelt. Das sind in einem Bergwerk die Stollen. Als auf der Zeche in Ibbenbüren noch Kohle in weit über 1.000 Metern Tiefe abgebaut wurde, wurde das Wasser abgepumpt.
Doch nach der Stilllegung des Bergwerks war das nicht mehr nötig. Die Pumpen wurden im Jahr 2021 abgeschaltet. Seitdem sammelt sich das Wasser in der Grube. Nach Informationen der zuständigen Ruhrkohle AG ist es in den tiefsten Tiefen des Bergwerks binnen drei Jahren um 1.400 Meter angestiegen.
Aktuell steht es bei 250 Metern unter der Erdoberfläche. Es soll weiter steigen, auf ziemlich genau 63 Meter über dem Meeresspiegel (NHN), wo sich - immer noch unterirdisch - der Grubenwasserkanal befindet.
Von Ibbenbüren in die Nordsee
Das Wasser soll dann kontrolliert abfließen, durch den Tunnel, über die Aufbereitungsanlage im benachbarten Gravenhorst, von dort in kleine Fließgewässer, weiter in die Ems, die schließlich in die Nordsee mündet.

Ruhrkohle AG feiert ihr Grubenwasserkonzept
Bis dahin laufen die Bauarbeiten. Die Bohrung erfolgte in zwei Abschnitten. Der Durchschlag jetzt verbindet den Tunnel mit dem Oeynhausen-Schacht 1. Damit ist der Tunnel auf ganzer Länge durchgängig.
Die Ruhrkohle AG will das in dieser Woche mit Vorstand, Baufirmen und Ibbenbürens Bürgermeister feiern. Sie spricht von einem bedeutenden Projekt: "Es ist nicht nur die letzte Auffahrung im deutschen Steinkohlenbergbau, es ist vor allem ein Paradebeispiel für das nachhaltige und umweltgerechte Grubenwasserkonzept der RAG."
Bürger befürchten Folgen für die Umwelt

Bürger befürchten Schäden durch Grubenwasser.
Doch genau darüber gibt es Streit. Schon vor vielen Jahren haben sich in Ibbenbüren Anwohner und interessierte Bürger zur Bürgerinitiative "Bergbaubetroffener im Ibbenbürener Steinkohlerevier" zusammengeschlossen.
Sie befürchten, das Grubenwasser könnte mit Schadstoffen wie Sulfat, Chlorid und PCB über geltende Grenzwerte hinweg belastet sein und die Umwelt schädigen. Sie haben deshalb vor zwei Jahren eine Umweltklage beim Verwaltungsgericht Münster eingereicht. Die Entscheidung steht noch aus.
Andere Anwohner haben Angst um ihre Häuser, dass die bei steigendem Grubenwasser im Untergrund Schäden bekommen könnten. Die RAG hat zugesichert, dass sie in eindeutigen Fällen dafür aufkommen will.
Fertigstellung für Mitte 2026 geplant
Doch jetzt will das Bergbauunternehmen den Grubenwasserkanal zu Ende bauen. Alles in allem eine Investition in dreistelliger Millionenhöhe. Mitte 2026 könnte dann das erste Wasser aus der Grube durch den Kanal abfließen.
Quellen:
- Ruhrkohle AG
- Bürgerinitiative "Bergbaubetroffener im Ibbenbürener Steinkohlerevier"
Über dieses Thema berichtet der WDR am 13.03.2025 im Hörfunk auf WDR 2 und in der Lokalzeit Münsterland im WDR Fernsehen.