"Unser Dienst als Kirche muss ein Versöhnungsdienst sein"
Stand: 10.03.2024, 16:37 Uhr
Im Paderborner Dom wurde heute der neue katholische Erzbischof in sein Amt eingeführt. Der WDR übertrug im Fernsehen und im Livestream im Internet. In einem feierlichen Akt erhielt der bisherige Mainzer Weihbischof Udo Markus Bentz die Ernennungsurkunde des Papstes. 17 Monate war der Bischofssitz in Paderborn vakant gewesen.
Von Elke Vieth und Uwe Pollmann
Schon Stunden vor dem Gottesdienst hatten die Gläubigen auf Bentz gewartet
Schon Stunden vor dem Festgottesdienst war der Domplatz gefüllt mit Menschen. Viele fröhliche Zurufe gab es für den neuen Erzbischof beim Einzug in den Dom. Zuvor hatte der gesagt, er sei "aufgeregt und angespannt".
Viele prominente Gäste
Die höchste Paderborner Kirche war bis auf den letzten Platz gefüllt, als Udo Markus Bentz mit Orgel- und Posaunenklängen mit den höchsten deutschen Bischöfen einzog. Mehr als 1.000 Gläubige sahen zu. Darunter viele Gäste aus anderen Kirchen, aus der Politik und aus Gesellschaft.
Die versammelte Gemeinde begrüßte ihren neuen Erzbischof mit langem Applaus
Spannung machte sich breit, als der Apostolische Nuntius, Erzbischof Nikola Eterović als Vertreter des Papstes die Ernennungsurkunde aus dem Vatikan überbrachte. Danach verlas sie der Dompropst Joachim Göbel und schloss um kurz vor 15 Uhr mit einem lange ersehnten Satz.
Erzbischof Bentz mit Hirtenstab auf der Kathedra
Darauf klatschte die versammelte Gemeinde im Dom. Anschließend nahm das neue Oberhaupt des Erzbistums Platz auf der Kathedra, dem Bischofssitz im Paderborner Dom. Er erhielt den Bischofsstab aus den Händen seines Vorgängers Hans Josef Becker. Nach Fanfaren-Klängen auch die Rationale, einen Schulterschmuck, der die besondere Treue zum Papst zeigen soll.
Glückwünsche vieler Bischöfe
Bentz nahm die Glückwünsche vieler Bischöfe an. Draußen vor dem Dom, wohin der Gottesdienst übertragen wurde, waren hunderte Gläubige begeistert.
Der neue Erzbischof hatte sich bereits am Mittag dort mit vielen Menschen getroffen und unterhalten. Er hatte sich schon vorher in Paderborn als ein sehr volksnahes und aufgeschlossenes Oberhaupt gezeigt. Er machte deutlich, dass er zunächst zuhören und sich informieren will. "Eine Herzensangelegenheit" sei aber die Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt in der Erzdiözese.
Der neue Erzbischof bei der Ankunft
Auf die Begegnung mit Gläubigen und Nichtgläubigen. "Gott hält sich nicht raus", rief er aus. "Auch wenn wir als Kirche oft genug dahin stolpern", die Gläubigen dürften sich nicht durch "Angst und Verzagtheit" hindern lassen.
Er wisse, dass Gott für viele keine Rolle mehr spiele. Aber er wolle Gott trotzdem den Menschen näher bringen. "Unser Dienst als Kirche muss ein Versöhnungsdienst sein", so Bentz. Hier habe Kirche "ein unverzichtbares Potential", sie sei "Werkzeug der Einheit". Und er selbst wolle "ein nützliches Werkzeug" sein.
Kirche müsse mehr zuhören. Man müsse auch aushalten, dass es "zu verschiedenen Antworten kommen kann und darf". Er freue sich auf "unseren gemeinsamen Weg", sagte der 57-Jährige, dessen Eltern ebenso unter den Gästen waren.
Ungewöhnlich: Zwei Generalvikare
Dass er neue Wege gehen will, zeigte Bentz auch bei der Ernennung des Generalvikar-Amtes: "Ich wage es, das Amt des Generalvikars nicht nur einer Person sondern zwei zu übertragen: Monsignore Dr. Michael Bredeck und Prälat Thomas Dornseifer." Das sei ungewohnt, aber daran werde sich auch die Bischofskonferenz wohl gewöhnen.
Neuer Erzbischof für 1,4 Millionen katholische Gläubige
Udo Markus Bentz war bereits im vergangenen Dezember zum Erzbischof ernannt worden. Der gebürtige Pfälzer und ehemalige Mainzer Weihbischof ist Nachfolger Hans-Josef Beckers, der im Dezember 2022 in den Ruhestand gegangen war. Seither war der Bischofssitz der Erzdiözese Paderborn mit rund 1,4 Millionen Katholikinnen und Katholiken sowie rund 3.000 Mitarbeitenden vakant gewesen.
Der Neue hat nun viele Aufgaben vor sich in einem Erzbistum, das von Minden und Höxter bis Siegen und Herne reicht. Es hat 19 Dekanate mit 604 Pfarrgemeinden.
Nach der Feier ludt der neue Erzbischof zu einem öffentlichen Fest der Begegnung ein.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporter vor Ort
- Erzbistum Paderborn