Als ob der Münsteraner Kinderarzt Pedro Garcia nicht genug zu tun hätte: In seiner Praxis muss er seit Wochen viele kleine Kinder mit Erkältungskrankheiten und Atemwegsinfektionen behandeln - Und jetzt kommt auch noch die schlechte Luft dazu. „Viele Eltern berichten uns, dass ihre Kinder ungewöhnliche Hustenattacken und Atembeschwerden haben. Aber ohne Fieber und Infektzeichen. Besonders Kinder mit chronisch empfindlichem Bronchialsystem haben derzeit besonders zu leiden“. Für den Kinderarzt ist klar: Die hohe Konzentration an Feinstaub in der Luft ist schuld daran.
Messstellen tiefrot
Tatsächlich zeigen die zwei Messstellen des Bundesumweltamtes in Münster seit fast einer Woche jeden Tag bedenkliche Werte an. Gerade beim Feinstaub schlagen die diversen Luftqualitäts-Apps Alarm und zeigen ein tiefrotes Bild. Das bedeutet: Die Werte sind viel zu hoch. Eine Messstelle liegt an der vielbefahrenen Weselerstraße, die andere an einem Berufskolleg. Der Autoverkehr an der vielbefahrenen Ausfallstraße in Münster ist sicher Hauptfaktor für die schlechte Luft, aber an beiden Standorten überschreiten die Werte seit Tagen den Grenzbereich. „Nimmt man allerdings die letzten 100 Tage, dann kann man von schlechter Luft nicht mehr sprechen“, beschwichtigt ein Sprecher des städtischen Umweltamtes. „Denn in dem Zeitraum war die Luft nachweislich an fast 85 Prozent aller Tage gut.“ Es sei eben nur eine Momentaufnahme, ohne dass man deshalb eine grundsätzliche Gefährdung kleinreden wolle, heißt es.
Wetterlage nicht günstig
Dass die Luft derzeit so anhaltend schlecht ist, liegt an einer ausgeprägten Inversionslage. Die „deckelt“ die Luft in relativ geringer Höhe. Sie kann nicht abziehen, es gibt keinen Luftaustausch. Fehlender Wind tut sein übriges. Sammeln sich dann die ganzen Emissionen aus Industrieanlagen, Heizungen, Kaminfeuern und dem Autoverkehr, können die Schadstoffwerte bedenkliche Werte erzielen. Im Winter kommt das häufiger als im Sommer vor. Ungewöhnlich ist nur die derzeit lange Dauer.
Auf Sport mal verzichten
Deshalb raten Gesundheitsexperten und das Bundesumweltamt auch dazu, derzeit keinen (Leistungs-)Sport im Freien zu machen. Anstrengende Aktivitäten wie Joggen oder Radfahren sollten am besten ganz unterlassen werden. Wer besonders empfindlich ist oder unter chronischen Atembeschwerden wie Asthma leidet, sollte sich besonders schonen, so das Bundesumweltamt. Zusätzliche Reize, ausgelöst zum Beispiel durch Pollenflug, können die Wirkung der Luftschadstoffe noch verstärken.
Feinstaubbelastung: Dicke Luft in Münster. WDR Studios NRW. 12.02.2025. 00:49 Min.. Verfügbar bis 12.02.2027. WDR Online.
Unsere Quellen:
- Reporter vor Ort
- Stadt Münster
- Kinderarztpraxis Dr. Pedro Garcia