Es hat etwas Routiniertes, wie die Menschen in Beverungen im Kreis Höxter Sandsäcke vor ihre Haustüren und Kellerräume schaffen. "Wir kennen uns ja da mittlerweile aus, wir wohnen seit 20 Jahren hier", sagt Anwohnerin Brigitte Schymmelfeder. Sie wirkt munter und total entspannt.
Anwohnerin Brigitte Schymmelfeder geht gelassen mit der Hochwasserlage um.
Ihr Mann parkt unterdessen das Auto um. Es kann nicht stehenbleiben, wo sie es geparkt hatten - wegen des Hochwassers. Die Weser in Beverungen ist voll. Der Pegelstand lag am Samstag bei rund fünf Metern.
"Die Anwohner kennen die Situation"
Anwohner und Stadt nehmen's gelassen. "Den Stand, den wir jetzt im Moment haben, haben wir mehrfach im Jahr", sagt Ralf Meibom von der Stadt Beverungen. "Die Anwohner, die direkt am Ufer wohnen, kennen die Situation und stellen sich entsprechend drauf ein."
Die Stadt hat einige Straßen, die direkt zur Weser führen, gesperrt. Mehr sei aktuell nicht geplant, aber man beobachte die Lage, so Meibom. Da die Stadt an der Weser immer wieder mit Hochwasser zu tun hat, habe sie in den letzten Jahren in Sachen Sandsack-Vorräte "einiges aufgestockt." Alles Routine.
Pegelstände steigen vielerorts in Ostwestfalen-Lippe
Auch an anderen Stellen in Ostwestfalen-Lippe laufen Hochwasservorbereitungen. An Weser, Ems oder Alme sind nach Angaben des Landesumweltamtes leichte Hochwasser zu erwarten. Das heißt: Uferbereiche sowie landwirtschaftliche Flächen und einige Verkehrswege am Rande der Flüsse können überflutet werden. In Minden wurden bereits Parkplätze gesperrt. In Höxter wurden Baken installiert, die Anwohner vor der Weser warnen sollen.
Beelen, Telgte und Warendorf warnen: Nähe von Gewässern meiden
Die Gemeinde Beelen sowie die Städte Telgte und Warendorf weisen darauf hin, dass wegen der teils heftigen Niederschläge die Pegelstände von den Gewässern steigen könnten. Es werde dringend davor gewarnt, sich in, an oder auf den Gewässern aufzuhalten. Zudem bestehe die Gefahr umstürzender Bäume aufgrund der aufgeweichten Böden.
Auch an kleineren Gewässern sind die Menschen wachsam. Im Örtchen Brakel-Erkeln treffen wir eine Frau an der Nethe, einem Nebenfluss der Weser.
Dieses "letzte Mal" ist gerade mal ein paar Wochen her: Schon bei den massiven Regenfällen an Weihnachten wurde der Kreis Höxter von Hochwasser heimgesucht.
Das zweite Hochwasser binnen weniger Wochen
Dass es jetzt schon wieder losgeht, finden manche bedenklich, andere irgendwie normal und logisch. "Der Boden ist voll - es regnet ja jetzt unendlich."
Auch der Pegel der Nethe in Brakel-Erkeln ist gestiegen.
Außerdem habe schließlich schon ihre 95-jährige Tante immer gesagt: "Wenn die Nethe im Christmonat Dezember rausgeht (Anm. der Red.: über die Ufer tritt), dann geht sie noch sieben Mal in der kommenden Zeit raus."
Der Gastronom Jürgen Neumann in Beverungen räumt vorsorglich Geräte ins höhere Stockwerk.
Zumindest Gastronom Jürgen Neumann in Beverungen hofft, dass an dieser Tantenweisheit nichts dran ist. Er verbringt den Tag damit, Küchengeräte ein Stockwerk höher zu schleppen. Ihm gehört das Alte Fährhaus, ein Restaurant direkt am Weser-Ufer. Die Situation jetzt erinnert ihn an das Hochwasser an Weihnachten. "Das war nicht angenehm", erinnert er sich.
Immerhin: So gravierend, wie die Hochwasserlage zum Jahreswechsel war, soll es diesmal nicht werden, denn am Samstag bleibt es weitgehend trocken. "Der Starkregen ist durch", sagt WDR-Wetterexperte Jürgen Vogt. Und im Einzugsgebiet von Weser und Werra komme erst mal nichts nach. "Insgesamt haben wir in NRW schon teilweise mehr als 100 Prozent der üblichen Februar-Regenmengen."
Unsere Quellen:
- Reporter vor Ort
- Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV)
- Hochwasserportal NRW