Die Füße eines Säuglings

Münster: Impfung gegen RS-Viren soll Säuglinge schützen

Stand: 05.12.2024, 06:01 Uhr

Neugeborene erhalten seit kurzem in Kinder-Kliniken eine Impfung gegen das gefährliche RS-Virus.

Von Marco Poltronieri

Die Ärztinnen und Ärzte des Franziskus-Hospitals in Münster hatten im vergangenen Winter alle Hände voll zu tun. Dasselbe galt für einweisende Kinderärzte, die auf der Suche nach einem freien Klinik-Bett für ihre schwerkranken Kinder waren.

"Schuld daran war das RS-Virus, das war die Hauptursache für den Bettenmangel. Wie eine Welle zog das Virus durch die Wintermonate," sagt Meike Franssen, Chefärztin der Neugeborenenstation in der Klinik. Die Zahl der Erkrankten war extrem hoch. Das ist in diesen Monaten glücklicherweise anders.

Impfung schützt lange

Denn Neugeborene können jetzt mit nur einer Impfung für ein halbes Jahr geschützt werden. "Bei der sogenannten U2 – Kindervorsorge bieten wir das direkt an. Dann sind die Säuglinge etwa drei Tage alt. Und mehr als 90 Prozent der Eltern willigen ein, was ich schon erstaunlich finde. Aber auch notwendig," so die Chefärztin.

Dabei bekommen die Säuglinge einen auf das Virus abgestimmten Antikörper gespritzt. Die Stiko empfiehlt die Impfung ohne Vorbehalte. Laut Meike Franssen senkt die Impfung die Hospitalisierungsrate um bis zu 80 Prozent. "Bei Kinder, deren Mütter noch in der Schwangerschaft einen Impfschutz bekommen haben, entfällt die Impfung. Die sind dann über die Mutter geschützt", so die Ärztin.   

Säuglinge leiden unter massiver Atemwegsinfektion

Gerade die Kleinsten der Kleinen stehen im Fokus. Das RS-Virus verursacht nämlich Infekte der Atemwege, gegen die sich Neugeborene kaum wehren können. "Das ist wie bei einem Asthma-Anfall. Die Kinder haben starke Atemnot. Wenn es besonders schlimm ist, müssen wir intubieren und beatmen. Schön ist das nicht."

Besonders gefährdet sind Säuglinge in den ersten vier Wochen nach ihrer Geburt – vor allem dann, wenn sie zuhause sind und auf mögliche Geschwister treffen. "Die bringen das Virus dann von den Kitas oder Schulen nach Hause, verbreiten es und stecken ungewollt das kleine Brüderchen oder Schwesterchen an."

Sieben bis acht Impfungen pro Tag

Im Franziskus-Hospital wird jetzt jedenfalls den ganzen Winter über durchgeimpft. Pro Tag impfen Meike Franssen und ihre Kolleginnen und Kollegen sieben bis acht Neugeborene, das ist viel. Aber die Klinik hat auch weit mehr als 100 Geburten pro Monat und zählt zu den geburtenstärksten. Nicht nur in Münster, sondern in ganz Nordrhein-Westfalen.

Quellen:

  • WDR-Reporter vor Ort
  • Franziskus-Hospital Münster