Sarah Süß zog 2015 nach Steinhagen, berufsbedingt durch ihren Mann. "Damals kannten wir hier noch niemanden, aus einer Weinlaune heraus entstand die Idee, sich zur Heidekönigin zu bewerben", erzählt sie im WDR-Interview.
Im lila-farbenden Kleid repräsentierte sie als Heidekönigin ein Jahr lang die Gemeinde bei sämtlichen Veranstaltungen.
Von der Heidekönigin zur Bürgermeisterin
Süß bekam den Titel der Heidekönigin im Jahr 2016. Von nun an war sie auf jeder Veranstaltung dabei, lernte viele Menschen aus der Region kennen. Immer mehr interessierte sie sich für die Kommunalpolitik und stieg schließlich mit ein. 2020 ließ sie sich für die Kommunalwahl aufstellen.
Mit Vorurteilen konfrontiert
Im Dorf wurde gelästert. "So eine junge Frau, blond, und dann noch der niedliche Name", erinnert sie sich. Doch die Mehrheit (61 Prozent) der Bürgerinnen und Bürger fanden den frischen Wind in der Gemeinde wohl gut und wählten sie.
Mit ihren 28 Jahren wurde sie zur jüngsten Bürgermeisterin in ganz NRW. Und war damit plötzlich Chefin von über 200 Mitarbeitern im Rathaus - zuständig für knapp 21.000 Menschen. Zum Glück hatte sie zuvor in Halle als Fachhochschuljuristin gearbeitet und kannte die Behördenarbeit.
Auch wenn oftmals merkwürdige Anmerkungen von außen kamen, zum Beispiel: Wer denn wohl nun Zuhause einkaufen und kochen würde? Süß' Antwort: "Beide!". Die Hausarbeit teilt sie sich mit ihrem Mann Carsten.
Ein Fazit nach vier Jahren Amtszeit
Vier Jahre ist Sarah Süß nun im Amt. Was hat sie erreicht? Im Rathaus ist die Stimmung entspannt, das Gemeindeoberhaupt sei als lockere Chefin bekannt. Sie erledige viele Dinge einfach selbst, sagen ihre Kollegen.
Doch was kann sie als Bürgermeisterin wirklich ausrichten? Es sind wohl die kleinen Sachen: Kürzlich hat sie eine "Fahrradstation" mitten im Dorf einrichten lassen, an der man sein Fahrrad fit machen und aufladen kann. Eine Förderung für Lastenfahrräder bietet die Gemeinde neuerdings ebenfalls an. Darauf sei sie stolz.
Typisch Behörde?
"Bei der Behörde dauert alles etwas länger. Es ist oft unmöglich in einer Amtszeit Projekte umzusetzen", sagt Süß. Trotzdem gibt es Fortschritte.
Eine neue Kita wird gebaut, die Schulen wurden modernisiert, ein neuer Spielplatz ist entstanden. Den hatten sich Kinder in einer abgelegenen Siedlung schon vor über vier Jahren gewünscht. "Sie standen da, mit Protestschildern am Platz und baten um einen Spielplatz", erinnert sich Süß.
Wirtschaftlich steht Steinhagen sehr gut da. Viele mittelständische Unternehmen, aber auch weltweit erfolgreiche, wie Türenhersteller Hörmann, sind hier ansässig. "Man muss für einen guten Ausgleich sorgen", sagt die junge Bürgermeisterin, das Geld was reinkommt, gut verwalten.
Was sie tut wird täglich gepostet
Die Bürgermeisterin ist aktiv auf den Social-Media-Kanälen. Täglich postet sie auf Instagram von ihrem Bürgermeisterinnen-Leben, ihren Einsätzen, wie zum Beispiel beim Kochen mit Bürgern, Lesen mit Kindern oder von ihren Auslandsbesuchen in den Partnerländern: Holland, Italien und Litauen.
Aktuell hat die junge Bürgermeisterin diese Nachricht verkündet: Sie erwartet ein Baby! Auch das hat es so im Steinhagener Rathaus noch nicht gegeben. Doch Süß ist zuversichtlich. Nach dem Mutterschutz will sie wieder ins Rathaus kommen - wenn's sein muss, auch mit Baby!
Unsere Quellen:
- WDR-Reporterin vor Ort
- Interview mit Bürgermeisterin Sarah Süß