Prozessauftakt zur Messerattacke beim Siegener Stadtfest

Lokalzeit Südwestfalen 27.02.2025 02:30 Min. Verfügbar bis 27.02.2027 WDR Von Mike Külpmann

Messerattacke bei Stadtfest in Siegen: Angeklagte gesteht

Stand: 27.02.2025, 17:02 Uhr

Beim Prozessauftakt um einen Messerangriff in Siegen im August 2024 hat die 32 Jahre alte Angeklagte die Tat gestanden. Sie hatte in einem Bus zum Siegener Stadtfest wahllos auf Menschen eingestochen. Sechs wurden verletzt, drei von ihnen lebensgefährlich.

Von Gaby RosenkranzGaby Rosenkranz

Angeklagt ist sie unter anderem wegen versuchten Mordes. Gutachter halten die Frau für voll schuldfähig. Vor Gericht erzählte sie klar und in allen Einzelheiten, was sie in dem Bus getan hatte. Der Angriff sei geplant gewesen. Sie sagte aus, dass sie am Abend vorher drei Messer in ihre Tasche gepackt hatte. Ein Messer hatte eine Klinge von 25 Zentimetern.

"Motiv: Öffentliches Aufsehen erregen"

Zu ihrem Motiv erzählte sie vor Gericht, dass sie öffentliches Aufsehen erregen wollte, weil sie keine ärztliche Hilfe bekommen habe. Seit Jahren psychisch erkrankt, habe sie vergeblich versucht, einen Therapieplatz zu bekommen.

Da sie wegen Drogendelikten ihren Führerschein für 15 Jahre habe abgeben müssen, habe sie überlegt, wie sie diese Jahre überbrücken könne und nach einer Tat gesucht, deren Strafe etwa passen würde. Auf dem Stadtfest wollte sie möglichst viele Menschen verletzen, habe aber niemanden töten wollen.

Allerdings erwähnte die Angeklagte auch den Messerangriff in Solingen, durch den drei Menschen gestorben waren und dass sie sich bereits in der 6. Klasse eine Amoktat vorgestellt habe, weil sie gemobbt worden sei. Am Ende ihres Geständnisses sagte die Angeklagte: "Die Tat war bescheuert. Hätte ich klarer denken können, wäre das nicht passiert", und bat um Entschuldigung, es tue ihr leid.

Sie könnte zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt werden.

Mütter im Bus überwältigen die Angreiferin

Polizeieinsatz mit Rettungsdienst in Siegen-Eiserfeld

Ein Angriff der noch schlimmer hätte verlaufen können

Die Angeklagte erklärte vor Gericht, dass sie zuerst einem Mann, der im Bus hinter ihr saß, in den Hals gestochen habe, dann einem der vor ihr saß. Auch ein Dritter wurde von ihr attackiert. Alle Drei waren lebensgefährlich verletzt. Danach sei sie auf eine Frau mit Kinderwagen losgegangen. Die habe ihre Kinder schützen wollen und die Stichbewegung der Angeklagten mit dem Arm abgewehrt. Dabei wurde auch sie verletzt. Zusammen mit zwei weiteren Müttern gelang es ihr, die Angeklagte zu überwältigen und den Messerangriff zu stoppen.

Wahrscheinlich, so Siegens Bürgermeister Steffen Mues damals, hätten sie mit ihrem mutigen Eingreifen noch Schlimmeres verhindert und Menschenleben gerettet. Die Polizei konnte die mutmaßliche Täterin noch vor Ort festnehmen.

Das Gericht hat vorerst sieben Verhandlungstage anberaumt. Ein Urteil soll voraussichtlich Ende April fallen.

Angeklagte gesteht Messerattacke in einem Bus bei Stadtfest in Siegen

00:55 Min. Verfügbar bis 27.02.2027


Unsere Quellen:

  • Reporterin im Gericht
  • Staatsanwaltschaft
  • Sprecherin Landgericht Siegen

Über dieses Thema berichtet der WDR am 27.02.2025 auch im Fernsehen in der Lokalzeit Südwestfalen.