Mubea trennt sich von 300 Mitarbeitenden
Lokalzeit Südwestfalen. 05.09.2024. 03:10 Min.. Verfügbar bis 05.09.2026. WDR. Von Gerrit Saßmann.
Mubea streicht 150 Stellen in Attendorn
Stand: 05.09.2024, 20:56 Uhr
Der Automobilzulieferer Mubea baut bundesweit 300 Stellen ab. Die Hälfte davon am Standort Attendorn.
Von Franz Altrogge
Es herrscht Aufregung im Industriestädtchen Attendorn mitten im Sauerland, denn das Werk macht einen wichtigen Teil des Stadtlebens aus. Fast jeder auf der Straße hat zumindest Bekannte bei Mubea.
"Für Attendorn ist das extrem schlimm, weil 300 Leute weniger auf einen Schlag sind heftig für diese Industriestadt", sagt ein Passant. Eine Frau aus Attendorn sagt, sie war schockiert von der Nachricht: "Unsere Regierung muss mehr an unsere Leute denken und an unsere Zukunft."
"Negative Welle" kommt bei Zulieferern vor allem in Südwestfalen an
Die Geschäftsführung begründet die geplanten Kürzungen mit allgemeinen Marktmechanismen. Stefan Lemmen, Mitglied der Mubea-Geschäftsleitung sagt: "Die Marktverhältnisse zwingen zu Maßnahmen. Rezessionsängste bei Bürgern, Wettbewerb aus China und Unsicherheiten wegen der Antriebstechnik führen zu Marktproblemen, die am Ende bei uns ankommen." Damit gemeint ist, dass die Verkaufszahlen für E-Autos längst nicht mehr so stark steigen wie noch vor zwei Jahren.
Sorgen um die ganze Branche
Das Sauerland hat zwar keine eigene Automarke, aber es kommt auch keine deutsche Automarke ohne Zulieferungen aus dem Sauerland aus. Attendorns Bürgermeister Christian Pospischil sorgt sich gleich um die ganze Branche: "Wir machen uns Sorgen um Konjunktur und die Automobilindustrie in Deutschland, weil wir hier viele Zulieferer haben."
Im Gegensatz dazu vermutet Professor Stefan Bratzel, der an der privaten Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) in Bergisch Gladbach die Automobilindustrie beobachtet und erforscht: "Schon im kommenden Jahr wird es wieder besser." Natürlich gehe der Markt auf und ab und man brauche einen längeren Atem.
"Schon im kommenden Jahr werden strengere CO²-Grenzwerte den Verkauf von E-Autos wieder ansteigen lassen", sagt der Forscher voraus. Immerhin hatte der Einbruch der Verkaufszahlen ja weniger mit gesunkenem Bedarf zu tun als mit dem Ende der besonders üppigen Fördergeldvergabe.
Kurzfristig erstmal mehr Probleme
"Kurzfristig könnten Probleme noch weiter wachsen," meint der Forscher, "von den VW-Plänen, ganze Werke zu schließen, war ja weder in der Öffentlichkeit, noch bei den Managern anderer Firmen etwas bekannt. Diese Probleme werden als die Zulieferer wie vielleicht auch Mubea kurzfristig noch stärker belasten."
Keine Entlassungen
Der Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen kann als gesichert bezeichnet werden. Das fordern Arbeitnehmer, Betriebsrat und Gewerkschaftsvertreter der IG-Metall.
Es ist aber auch ein Versprechen von Stefan Lemmen, Mitglied der Mubea-Geschäftsleitung: "Betriebsbedingte Kündigungen wollen wir ausschließen, wir verhandeln im Moment mit den Betriebsräten über sozialverträgliche Lösungen." Das bedeutet zum Beispiel: es könnte eine ganze Zahl von unerwarteten Frührentnern ergeben.
Darum beschreiben Betriebsräte die Stimmung in der Belegschaft als unruhig, von Panik ist nicht die Rede.
Quellen:
- Reporter vor Ort
- Stefan Bratzl, FHDW in Bergisch Gladbach
- Andrè Arenz, IG Metall