Straßenausbau-Kosten in Neuenkirchen sorgen für Ärger bei Anwohnern
Lokalzeit Münsterland. 05.03.2025. 02:36 Min.. Verfügbar bis 05.03.2027. WDR. Von Schweitzer, Christian.
Straßenausbau-Kosten in Neuenkirchen sorgen für Ärger bei Anwohnern
Stand: 05.03.2025, 12:33 Uhr
In Neuenkirchen im Kreis Steinfurt gibt es Streit um den geplanten Ausbau älterer Siedlungsstraßen. Die Gemeinde sieht darin eine Erschließungsmaßnahme. Die Anwohner sollen zahlen und sind entsetzt.
Von Christian Schweitzer
"Die Straße wurde doch schon 1950 erstmalig ausgebaut, da haben mein Vater und mein Opa mitgebaut!" Dietmar Wessling ist wütend. Auch seine Familie wohnt seit vielen Jahrzehnten im Kaisersweg in Neuenkirchen. In den 60er- und 80er-Jahren sei immer weiter ausgebaut worden, auch mit neuen Asphaltdecken und Kantsteinen.
Pflaster auf eigene Rechnung

Anwohner Dietmar Wessling wohnt mit seiner Familie seit vielen Jahren im Kaisersweg.
Die Straße ist heute fünf Meter breit. Straßenlaternen sorgen in der Nacht für Licht. Viele Hausbesitzer haben die Streifen zwischen Straße und Grundstück auf eigene Rechnung pflastern lassen. "Da hat die Gemeinde uns noch vorgeschrieben, welches wasserdurchlässige Pflaster wir nehmen müssten", sagt Ulrich Attermeyer. Auch er wohnt im Kaisersweg.
Gemeinde plant den "erstmaligen Endausbau"
Doch das reicht der Gemeinde nicht mehr. Der Kaisersweg und zwei weitere Straßen hätten den "Ausbaustandard eines Wirtschaftsweges", erklärt die Gemeindeverwaltung auf WDR-Anfrage. Die Verkehrssicherungspflicht sei "nicht einfach", die "unzureichende Straßenbeleuchtung" und die "fehlende Straßenentwässerung" würden Gefahren bergen.
Die Gemeinde will deshalb jetzt den "erstmaligen Endausbau", mit richtigen Bürgersteigen. Die Anwohner sollen über Erschließungsbeiträge 90 Prozent zahlen, wie bei einer Straße in einem Neubaugebiet.
Entwässerungsgräben zugeschüttet
Da wird Richard Essling richtig sauer: "Unsere Familie wohnt seit 150 Jahren an dieser Stelle." Früher hätte es Gräben für die Entwässerung gegeben. "Die hat die Gemeinde irgendwann einfach zugeschoben. Ersatz gab es nicht. Und jetzt sollen wir die Sanierung bezahlen!"
Bei einer ersten Anwohnerversammlung präsentierte die Gemeindeverwaltung erste Kostenschätzungen. "Wenn wir alles zusammen rechnen, kommen wir mit unserem größeren Grundstück auf 180.000 Euro Erschließungsbeiträge!"

Linda Kuhmann ist erst vor einigen Jahren ins Viertel gezogen.
Linda Kuhmann ist mit ihrer Familie erst vor einigen Jahren in das Viertel gezogen. Sie rechnet mit 20.000 Euro Erschließungsbeiträgen. "Wir haben hier mit den Kindern unser Leben aufgebaut. Die Ausgaben für die nächsten Jahre sind geplant. Und dann kommt ein Brief und man weiß, wir werden uns hoch verschulden."
Härtefälle sollen berücksichtigt werden
Die Anwohner haben die Gemeinde jetzt aufgefordert, ihre Baupläne zu überprüfen.
Bürgermeister Wilfried Brüning will sich deshalb demnächst erneut mit den Anwohnern treffen. "Art, Umfang und Ausbauzeitraum der Maßnahme stehen noch überhaupt nicht fest", so seine schriftliche Stellungnahme. "Die Gemeinde will auch Härtefälle berücksichtigen und dann im Einzelfall sehen, wie wir diese angehen."
Müssen die Anwohner den Straßenausbau über Erschließungsbeiträge zahlen oder geht die Rechnung an die Neuenkirchener Gemeindekasse? Dieser Streit hat wohl gerade erst begonnen.
Unsere Quellen:
- Reporter vor Ort
- Anwohner
- Gemeindeverwaltung Neuenkirchen
- Bürgermeister Wilfried Brüning
Über das Thema berichten wir am 05.03.2025 auch im WDR Fernsehen: Lokalzeit Münsterland, 19:30 Uhr.