Durchsuchungen bei Rostock-Fans wegen Randale in Paderborn
Stand: 22.02.2024, 11:41 Uhr
Polizeibeamte aus Paderborn haben mit Unterstützung vor Ort elf Wohnungen in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt durchsucht. Hintergrund waren die schweren Ausschreitungen beim Spiel des SC Paderborn gegen Hansa Rostock im Dezember.
Von Uli Albert
Die Razzia begann am frühen Donnerstagmorgen. Vorausgegangen waren monatelange Ermittlungen der Paderborner Ermittlungskommission "Kogge". Die Wohnungen von elf Verdächtigen wurden durchsucht. Unter anderem wird ihnen schwerer Landfriedensbruch vorgeworfen.
Die Polizei stellte bei den Durchsuchungen diverse Beweise sicher, darunter Smartphones und Kleidungsstücke, die die Verdächtigen bei den Ausschreitungen in Paderborn im Dezember getragen haben sollen.
Brutale Attacke auf Paderborner Fan
Die Ermittlungskommission hatte schon vor einigen Wochen einen 39-Jährigen aus Wismar ausfindig gemacht, der während des Fußballspiels einen 59-jährigen Fan des SC Paderborn ohne ersichtlichen Grund eine Treppe heruntergestoßen haben soll. Der Hansa-Anhänger war dazu über eine Absperrung geklettert, die den Gästeblock vom Zuschauerblock der Heimfans trennt. Der SCP-Fan erlitt bei dem Sturz schwere Kopfverletzungen. Gegen den Verdächtigen ermittelt die Staatsanwaltschaft Paderborn jetzt wegen gefährlicher Körperverletzung.
Schnelle Reaktion des SC Paderborn
Rostock-Fans zünden Bengalos beim Spiel gegen den SC Paderborn
Matthias Hack, Sprecher des SC Paderborn, lobte am Donnerstagvormittag die akribische Arbeit der Ermittlungskommission und die Razzia. Der Verein gehe davon aus, dass auch die weiteren Ermittlungen erfolgreich seien. "Ein abschließendes Resümee zu den Vorfällen können wir zum aktuellen Zeitpunkt aufgrund der weiter laufenden Ermittlungen allerdings noch nicht abgeben. Zudem wird es noch eine finale Aufarbeitung mit der Polizei und weiteren Institutionen, die für die Stadionsicherheit in Paderborn zuständig sind, geben."
Für Identifizierung umfangreiches Videomaterial ausgewertet
Für ihre Ermittlungen zur Identifizierung der Verdächtigen hatte die EK "Kogge" rund ein Terrabyte Videomaterial ausgewertet. Es stammte überwiegend von den Sicherheitskameras in der Paderborner Home-Deluxe-Arena und von der Polizei selbst.
Über ein eigens eingerichtetes Hinweisportal war noch mehr Bildmaterial von Zeugen eingegangen. Die Ermittlungen zu den Ausschreitungen laufen in den kommenden Wochen weiter, insbesondere die Auswertung von bei der Razzia sichergestellten Beweismitteln.
Insgesamt 121 Strafanzeigen
Insgesamt liegen der Paderborner Polizei 121 Strafanzeigen vor. Sie lauten auf schweren Landfriedensbruch und weitere Delikte wie Beleidigung, Körperverletzung, Widerstand gegen Polizeibeamte, Sachbeschädigung, Verstoß gegen das Vermummungsverbot und Diebstahl.
Bei den schweren Ausschreitungen am 15. Dezember 2023, an denen etwa 150 Anhänger von Hansa Rostock beteiligt waren, wurden 24 Polizeibeamtinnen und -beamte sowie 13 Ordnungskräfte durch Würfe mit verschiedensten Gegenständen und Pyrotechnik verletzt. Eine Polizistin musste mit einer Schnittwunde ins Krankenhaus. Dazu kamen Sachbeschädigungen an Polizeiwagen sowie im und am Stadion. Unter anderem wurden durch die Randalierer eine Toilette in Brand gesetzt. Der Gesamtschaden beläuft sich auf rund 250.000 Euro.
Unsere Quellen:
- Staatsanwaltschaft Paderborn
- Polizei Paderborn
- SC Paderborn