Helmut Jahnert hat sich heute eine alte Getreidemühle vorgenommen: "Die ist bestimmt 30 Jahre alt, das Mühlwerk funktioniert nicht mehr", sagt er. "Aber die Besitzerin hängt an ihr". Also gibt der ehemalige Maschinenbauer alles, die Mühle wieder ans Laufen zu bringen.
Unterdessen haben sich seine Mitstreiter vom Repair- Café ein altes Waffeleisen, einen Uralt-Mixer und einen ziemlich neuen Hochdruckreiniger vorgenommen. Die Männer sind alle Rentner und machen die Arbeit ehrenamtlich.
Kaffee, Kuchen und Werkzeug
Einmal im Monat ist ihr Repair-Café im Physikraum einer ehemaligen Schule geöffnet. Dann kommen die Leute mit ihren defekten Geräten vorbei und bekommen im Café nicht nur eine kostenlose Reparatur, sondern auch Kaffee und Kuchen, den die Frauen der Reparateure servieren.
Rund 1.500 Gegenstände haben die Männer bislang schon repariert, und sie sind stolz darauf: "Oft landen auch richtig teure Geräte viel zu schnell auf dem Müll, das wollen wir vermeiden", sagt Mitinitiator Thomas Ebert. Aber die Hersteller sorgten oft dafür, dass man die Geräte kaum reparieren kann. "Sie sind verklebt und gehen kaputt, wenn man sie öffnet", so Ebert.
"Recht auf Reparatur" kommt gut an
Umso mehr freut er sich mit seinen Kollegen über die Straßburger Entscheidung. Denn die Rechte der Kunden werden deutlich gestärkt. Etwa wenn beim Smartphone der Akku nicht gewechselt werden kann, können sich die Kunden an die Hersteller wenden – und das auch nach Ablauf der Garantie. Die Gewährleistung verlängert sich, Ersatzteile sollen nicht mehr teurer als das ganze Gerät sein, sondern angemessene Preise haben.
"Für uns könnte das die Arbeit erleichtern, wenn überhaupt Ersatzteile zur Verfügung stehen", sagen die Männer vom Repair-Café. Sie warten jetzt darauf, dass die Straßburger Neuregelungen auch in die Praxis umgesetzt werden. Die EU-Staaten haben zwei Jahre Zeit, die neuen Reparatur-Regelungen in nationales Recht zu übertragen.
Die Getreidemühle funktioniert übrigens wieder, und Reparateur Helmut Jahnert ist glücklich: "Es ist einfach ein schönes Gefühl, wenn man am Ende sagen kann, das habe ich geschafft". Auf jeden Fall ist es ein Teil weniger auf dem Müll.
Quellen:
- Europaparlament
- Reporterin vor Ort