Aufbau Sommersend: Erster Send nach tödlicher Messerattacke

Lokalzeit Münsterland 11.07.2023 02:31 Min. Verfügbar bis 11.07.2025 WDR Von Ekkehard WOlff

Send in Münster: Erste Kirmes nach tödlichem Messerangriff

Stand: 12.07.2023, 08:55 Uhr

Vier Monate nach einer tödlichen Messer-Attacke auf einen Besucher des Sends in Münster versuchen Stadt und Schausteller wieder zur Normalität zurückzukehren. Das Thema "Sicherheit" wird trotzdem großgeschrieben bei der Kirmes. Sie beginnt am Donnerstag.

Von Marco Poltronieri

Der Send in Münster bedeutet immer sprichwörtlich viel Rummel und viel Spaß. Autoscooter, Kettenkarussell, Riesenrad, für jeden ist was dabei, das gute Laune garantiert. Die allerdings verflog im März im Nu, als ein junger Mann während eines Streits einen 31-jährigen Münsteraner erstach. Wie aus dem Nichts setzte die unfassbare Tat nicht nur Familienangehörige, Besucher und Schausteller, sondern die ganze Stadt unter Schock. Der Send wurde denn auch schnell abgesagt.

Schausteller noch immer schockiert

Der Schockzustand hält bei Philipp Heitmann noch an. "So was kann man gar nicht verarbeiten, das bleibt", sagt der Vorsitzende des Schaustellerverbandes. Er hat die Tat mehr oder weniger miterlebt, sie passierte am Fahrgeschäft seiner Nichte, ganz in seiner Nähe. Dass so etwas jemals auf dem Send passieren würde, hätte er nie für möglich gehalten. Umso größer das Entsetzen.

Möglicherweise 250.000 Besucher

Aufbau der Send

Philipp Heitmann ist zuversichtlich

Dass die Messerattacke bei vielen Besuchern im Kopf sein wird, wenn sie den Sommer-Send jetzt besuchen, davon geht Johannes Lammers aus. Er hofft auf 250.000 Besucher und darauf, dass sie in puncto Sicherheit den Veranstaltern trotzdem vertrauen. Lammers ist beim Ordnungsamt für die Sicherheit des Sends zuständig und will erst einmal viel mehr Mitarbeiter des Kommunalen Ordnungsdienstes auf den Send schicken. "Wir haben die Zahlen mehr als verdoppelt. Und auch die Polizei hat angekündigt, wesentlich präsenter zu sein. Ganz verhindern lässt sich so eine Tat nicht. Aber wir werden sehr wachsam sein", verspricht er. "Und das kriegen wir auch hin!"

Einzäunen und Taschen scannen, das geht nicht. Philipp Heitmann, Schaustellerverband

Als Polizei und Stadt im Vorfeld die Köpfe zusammensteckten, um weitere Sicherheitsmaßnahmen zu überdenken, war auch von einer Einzäunung, gesonderten Eingängen und peniblen Taschenkontrolle die Rede. Davon ist man abgerückt, weil der Send dann keinen Volksfest-Charakter mehr gehabt hätte. Gute Laune wäre so erst gar nicht aufgekommen. Philipp Heitmann ist denn auch froh, dass die Pläne verworfen wurden. "Einzäunen und Taschen scannen, das geht nicht. Wie wollen Sie das machen?! Wir müssen wachsam sein. Aufpassen, aufpassen und noch mal aufpassen."

Notfall-Telefonnummern für Fahrgeschäfte

Die Schausteller selbst haben sich auch was überlegt. Erstmal hat jedes Fahrgeschäft zwei Notfall-Telefonnummern bekommen für schnelle Hilfe im Krisenfall, der hoffentlich nicht eintreten möge. Die Schausteller wollen außerdem spitze Gegenstände vom Send verbannen. Keine Schere, auch nicht aus Plastik, nichts, was sich als Stichwaffe auch nur im Entferntesten eignet, soll als Losgewinn oder als Spiel-Trophäe unter die Leute kommen.

Bleibt jetzt noch die Hoffnung, dass auch die Send-Besucher nichts Spitzes mitführe, in Handtaschen oder sonstwo. Messer sind ja ohnehin verboten. Dann, sagt Heitmann, "könne der Send das werden, was er ist: ein friedliches, schönes Familienfest."    

Über das Thema berichtet die Lokalzeit Münsterland am 11.07.2023.